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Die Zahl der Toten infolge der Volksaufstands in Tibet steigt

Archivmeldung vom 17.03.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Protest in den Straßen der Stadt Sangchu Bild: Internationale Gesellschaft fur Menschenrechte (IGFM)
Protest in den Straßen der Stadt Sangchu Bild: Internationale Gesellschaft fur Menschenrechte (IGFM)

Wie ein Exiltibeter heute früh per Telefon erfuhr, wurden bereits 300 Personen von den chinesischen Truppen getötet, hauptsächlich Mönche aus Sera und Drepung. Man hörte ununterbrochen Schüsse aus der Richtung dieser Klöster. Lhasa gleicht einem Kriegsschauplatz.

Ein anderer Anrufer berichtete unter Tränen und fleht um Hilfe:
"Die Lage ist schrecklich. So viele Menschen wurden getötet. Die Chinesen schießen auf jeden, der ihnen unter die Augen kommt, Berge von Leichen liegen um den Haupttempel Lhasas, den Tsuglakhang, und alles ist voller Blut. Zahlreiche Menschen wurden ins Gefängnis geworfen, wo sie geschlagen werden. Tibetischen pol werden gezwungen, ihre eigenen Landsleute zu misshandeln. Viele weigern sich das zu tun. Reisen von einem Ort zum anderen wurde verboten. "

Hier die Meldung des TCHRD:

Die Lage in Tibets Hauptstadt Lhasa ist seit der gestrigen Demonstration äußerst angespannt. Die chinesischen Behörden haben über die gesamte Stadt eine Ausgangssperre verhängt und zahlreiche neue Kontrollpunkte an den Zufahrtswegen zu der Stadt eingerichtet. Alle Straßen sind abgeriegelt und die Geschäfte geschlossen. Gepanzerte Militärfahrzeuge fahren durch die Stadt und zusätzliche Kontingente der Bewaffneten Volkspolizei (paramilitärische Truppen) patrouillieren durch die Straßen, um die Menschen an weiteren Demonstrationen zu hindern. In gewissen Teilen der Stadt, besonders im Osten und Norden, sei es dennoch heute Morgen zu kleineren Protesten gekommen, wie das TCHRD aus zuverlässiger Quelle erfuhr.

Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua spricht von 10 Toten infolge der Krawalle in der tibetischen Hauptstadt Lhasa am Freitag. Dem TCHRD wurde jedoch mitgeteilt, daß bei der gestrigen Demonstration am Ramoche Tempel, am Jokhang Tempel und dem Thomsigkhang Markt 25 Tibeter umgekommen seien. Informationen lassen schließen, daß Hunderte von Tibetern, die bei den gestrigen Protesten verletzt wurden, in diverse Krankenhäuser eingeliefert wurden. Seit heute früh sind die Telefon- und Internetverbindungen in der Stadt und in vielen anderen Teilen Tibets unterbrochen.

Heute ordneten der Höhere Gerichtshof, das Regionale Volksprokurat und das regionale Büro für Öffentliche Sicherheit der sogenannten "Autonomen Region Tibet" (TAR) an, daß sich diejenigen, die protestierten, bis Montag Mitternacht bei den Behörden freiwillig stellen sollen, wenn sie mit Nachsicht behandelt werden wollen. In der amtlichen Bekanntmachung heißt es ferner, daß jene, die sich ergeben und Informationen über andere liefern, von Bestrafung verschont bleiben", während jene, "die sich verstecken oder Gesetzesübertretern Schutz gewähren, gemäß dem Gesetz bestraft werden".

Das TCHRD erachtet diese Verordnung der Behörden als eine typische Maßnahme, um die tibetischen Demonstranten daran zu hindern, ihrer Verbitterung und ihrem tiefsitzenden Leid nach so langen Jahren der Mißhandlung und Verweigerung der grundlegenden Menschenrechte Ausdruck zu verleihen. Eine ähnliche Taktik wurde bei der Niederschlagung der Unabhängigkeitsbewegung in Lhasa 1987-1989 angewandt. Sie ist eindeutig ein Schachzug der Behörden, um die tibetischen Demonstranten in eine Falle zu locken, indem sie eingeschüchtert und dazu gebracht werden, aufzugeben. Wie die Erfahrung von 1987-1989 zeigt, halten sich Behörden aber später nicht an ihr Versprechen, mit jenen, die sich freiwillig stellen, milde zu verfahren.

Das TCHRD verurteilt auf das Schärfste das extreme brutale Vorgehen des chinesischen Sicherheitsapparats gegen die friedlichen tibetischen Demonstranten. Der Grund für die derzeitigen Spannungen in Tibet ist in Jahrzehnten der Repression und der Schließung von Klöstern und der gewaltsamen Auflösung von friedlichen Demonstrationen durch die chinesischen Behörden zu sehen. Berichten aus Tibet zufolge starben alleine am 14. März 25 Tibeter und Hunderte von Verletzten mußten in Krankenhäuser gebracht werden. Tausende von Tibetern in verschiedenen Teilen Tibets wurden festgenommen, und in der Nacht gab es viele weitere Festnahmen oder der Staat ließ mißliebige Personen einfach verschwinden.

Das TCHRD ist von tiefer Sorge erfüllt und befürchtet, daß Hunderte von Tibetern entsetzlich leiden werden, ohne daß jemand Notiz davon nimmt oder sie irgend jemand über ihre Lage berichten können. Das TCHRD mißbilligt die chinesische Propagandamaschinerie, welche die derzeitige Situation in Tibet bewußt herunterspielt und dem Dalai Lama wiederholt die Schuld für die spontanen Proteste in Schuhe schiebt.

Während das TCHRD die zeitnahe Erklärung der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte zur gegenwärtigen Lage in Tibet willkommen heißt, appelliert es an sie, dringend eine UN-Ermittlungskommission nach Tibet zu senden, um sich ein unmittelbares Bild der Lage machen zu können.

Quelle: Internationale Gesellschaft fur Menschenrechte (IGFM)

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