Durch Gesetze und Dialog Sklaverei in Lieferketten beenden
Archivmeldung vom 16.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM) unterstützt den Vorschlag von Entwicklungsminister Gerd Müller für ein verbindliches Lieferkettengesetz. In der Projektarbeit in Ländern wie Indien, Thailand oder Ghana sieht IJM täglich, wie Menschen von brutaler Arbeitssklaverei betroffen sind.
Deshalb fordert Vorstandsvorsitzender Dietmar Roller einen Gesetzesentwurf mit einer klaren Stellungnahme zu moderner Sklaverei: "Das Lieferkettengesetz soll gewährleisten, dass es endlich faire Löhne und saubere Lieferketten gibt für Waren, die besonders gefährdet sind von moderner Sklaverei betroffen zu sein." Deutschland ist der drittgrößte Importeur von Risikoprodukten weltweit, weshalb deutsche Unternehmen auch eine große Verantwortung tragen.
Daher fordert IJM zusammen mit den anderen Mitgliedern der Initiative Lieferkettengesetz, dass die Bundesregierung ihrem Versprechen aus dem Koalitionsvertrag nachkommt und noch in dieser Legislaturperiode für ein nationales Lieferkettengesetz sorgt. Zudem fordern wir, dass die Bundesregierung sich im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft für einen EU-Aktionsplan zur Stärkung der Unternehmensverantwortung in globalen Lieferketten einsetzt, der auch auf EU-Ebene den Schutz von menschenrechtlichen, sozialen und ökologischen Standards fördert.
Wie die aktuelle Situation im Vereinigten Königreich zeigt, reichen Gesetze alleine aber nicht aus. Vielmehr muss auch ein Dialog mit der Wirtschaft stattfinden, damit diese gemeinsam wettbewerbsfähig bleiben. So verabschiedete 2015 das Unterhaus in London den Modern Slavery Act - ein auf der Welt einmaliges Gesetzeswerk im Kampf gegen moderne Sklaverei. Aber trotz dieser Bemühungen macht das Vereinigte Königreich derzeit Skandalschlagzeilen, da in der Stadt Leicester Textilfabriken entdeckt wurden, in denen Bedingungen herrschen, die sich mit moderner Sklaverei gleichstellen lassen.
IJM setzt sich seit zwei Jahren für den Dialog zwischen Wirtschaftsunternehmen ein. Seit 2018 bietet IJM Unternehmen eine Plattform für den Austausch von Wissen und Best Practices zu nachhaltiger Wertschöpfung, die dem Profitmodell Sklaverei die Grundlage entzieht. In einem konstruktiven Miteinander werden während der ungefähr jährlich stattfindenden Game Changer Konferenz bestehende Probleme und Herausforderungen von Experten und Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft klar benannt und diskutiert. Das Ziel ist innovative Lösungen, die realisierbar sind und das Problem an der Wurzel greifen. Dietmar Roller ist der Überzeugung, dass nur miteinander mehr erreicht werden kann. "Statt jeder für sich, sollten alle am Thema beteiligten Akteure, d.h. Unternehmen, politische Entscheidungsträger und die Zivilgesellschaft, zusammenarbeiten, um die fatale Situation von Sklaverei zu beenden. Mit der Game Changer Konferenz hat IJM auch hierzulande einen Rahmen für ein konstruktives Miteinander geschaffen.", betont Roller. Auch im Frühjahr 2021 plant IJM eine weitere Game Changer Konferenz durchzuführen.
Quelle: International Justice Mission e.V. (ots)