Deutsche Ökonomen lehnen Europäischen Währungsfonds ab
Archivmeldung vom 19.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDeutschlands Ökonomen lehnen die Einrichtung eines Europäischen Währungsfonds mit großer Mehrheit ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von 91 Professoren für Wirtschaftswissenschaften an deutschen Universitäten im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der WirtschaftsWoche.
Ein solcher Fonds war nach Beratungen der EU-Finanzminister am Freitag in Madrid als "Rettungsfonds" für verschuldete Mitgliedsstaaten der Währungsunion ins Gespräch gebracht worden.
Nur 25 deutsche Ökonomieprofessoren (27 Prozent der Befragten) halten einen Währungsfonds für geeignet, um die Stabilität des Euro langfristig zu gewährleisten, 64 Lehrstuhlinhaber sprachen sich dagegen aus. Dagegen halten 70 der durch die IW Consult GmbH Köln befragten Experten (77 Prozent) die Einführung einer Ausstiegsklausel aus dem Euro für hoch verschuldete Mitgliedsländer für sinnvoll.
Um die Stabilität des Euro langfristig zu sichern, halten die Ökonomen konsequente Sanktionen bei einer Verletzung der Maastricht-Kriterien für das geeignete Mittel. 75 Wirtschaftswissenschaftler (82 Prozent der Befragten) stimmten dem zu. Für 63 Experten (69 Prozent) kann außerdem die Einhaltung der so genannten No-Bailout-Klausel, nach der ein Euro-Staat nicht für die Schulden anderer Teilnehmerländer aufkommen muss, zur Stabilität der Gemeinschaftswährung beitragen. 47 der befragten Professoren (51 Prozent) und damit eine knappe Mehrheit sprachen sich für eine stärkere Einbindung des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei Stabilisierungsmaßnahmen in Defizit-Ländern aus.
Datenbasis: Im Rahmen des "Deutschland-Check", einer monatlichen Politikbewertung im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und der WirtschaftsWoche, haben 91 Professoren für Wirtschaftswissenschaften an deutschen Universitäten zwischen dem 18. und 31. März an der Befragung der IW Consult GmbH, einer Tochtergesellschaft des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, teilgenommen. Bei der Antwort auf die Frage "Was sollte getan werden, um die Stabilität des Euro langfristig zu sichern?" waren Mehrfachnennungen möglich.
Quelle: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)