Europa vor dem Blackout: Zu wenig Grundlast oder Lokaler Stromausfall?
Archivmeldung vom 22.01.2021
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Freigeschaltet durch Anja SchmittAnfang Januar ist Europa nur knapp einem totalen Stromausfall entkommen. Die Probleme im Netz begannen mit einem lokalen Stromausfall in Rumänien. Zugleich herrschte aber auch Blackout-Gefahr in Frankreich. Ist die Grundlast in Europa gesichert? Das russische online Magazin „SNA News“ fragt daraufhin nach.
Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "2020 war das Jahr für treibhausgasarme Technologien. Erstmals wurden weltweit über 500 Milliarden Euro in erneuerbare Energien, elektrifizierten Verkehr, elektrische Wärme und andere verwandte Bereiche investiert. Umso erstaunlicher ist es, dass Europa am 8. Januar nur knapp einem großflächigen Stromausfall entkommen konnte.
Schnell zeigte eine Ursachenanalyse, dass ein regionaler Stromausfall im Rumänischen Siebenbürgen, der die Netzfrequenz gesenkt hatte, am Anfang des Prozesses stand. In der Folge gingen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Kroatien und die Türkei in einen „Inselbetrieb“, kappten sich also vom gesamteuropäischen Netz ab. Deswegen wiederum hätten in Frankreich und Italien Großverbraucher ihre Abnahme reduzieren müssen, damit das Netz wieder stabilisiert werden kann.
Aber, wie die Plattform Telepolis berichtet, könnte auch ein anderer Aspekt hineingespielt haben, und der liegt nicht im Südosten, sondern im Westen, in Frankreich. Dort hatte am selben Tag der Netzbetreiber zum Stromsparen aufgerufen, um einen Stromausfall im Land zu verhindern. Das ist nichts Ungewöhnliches bei kalten Temperaturen, denn im Land mit vielen Atomkraftwerken wird auch mit Strom geheizt. Allerdings sind die dortigen AKWs teils schon in ein hohes Alter gekommen, zwei mussten letztes Jahr abgeschaltet werden.
Kommt ein neuer Blackout?
In der Folge musste laut Telepolis der Verbrauch in Frankreich um 1300 und der in Italien um 1000 Megawatt gesenkt werden. Nach 63 Minuten konnte das europäische Netz stabilisiert und die Länder aus Osteuropa wieder damit synchronisiert werden. Das Ereignis wird aber ernst genommen, die Gesellschaft für Krisenvorsorge etwa (GfKV) spricht nicht nur von der schwersten Störung seit über 14 Jahren, sondern hält auch einen großflächigen Ausfall innerhalb der nächsten fünf Jahre für „sehr wahrscheinlich“.
Da in Frankreich weitere AKWs im Februar für Wartungsarbeiten abgeschaltet werden, könnte sich die Lage weiter zuspitzen. Damit werden der Grundlast weitere drei bis vier Gigawatt Leistung entzogen. Sollte dann im Februar noch eine Kältewelle kommen, führt kein Weg am Stromausfall in Frankreich vorbei. Zudem wird es gefährlich, wenn aufgrund fehlenden Windes mit den davon abhängigen Kraftwerken kein Ausgleich importiert werden kann. Es würde nicht mehr reichen, Industriebetriebe vom Netz zu nehmen, sondern dann trifft es ganze Gebiete.
Bis 2035 soll allerdings der französische Anteil von Atomkraft am Strommix auf 50 Prozent gesenkt werden. Ob mit dem Zubau der erneuerbaren Energie und vor allem Speichertechnologien die Lücke, die schon da ist und sich nur noch dadurch erweitert, geschlossen werden kann, steht in den Sternen, zumal auch der Transportsektor immer weiter elektrifiziert wird und hier immer größere Mengen an Energiebedarf anfallen werden."
Quelle: SNA News (Deutschland)