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Experten rügen lückenhafte Infektionszahlen-Erfassung am Jahresende

Archivmeldung vom 24.12.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.12.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Statistiken: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. So lautet eine berühmte Weisheit.
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Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Gesundheitsexperten und Politiker kritisieren die lückenhafte Erfassung der Corona-Infektionszahlen am Jahresende. "Es ist mir vollkommen unverständlich, warum wir nach wie vor an jedem Wochenende eine unklare Datenlage haben, wie auch an Feiertagen", sagte Weltärzte-Chef Frank Ulrich Montgomery der "Welt".

Mit Blick auf Omikron hätte man sich auch hier anders aufstellen müssen. "Wir sind nicht auf der Höhe der Zeit. Die Daten, die wir in den nächsten Wochen bekommen werden, dürften unterschiedlichsten Interpretationen Tür und Tor öffnen. Darunter sicher viele falsche." Kanzler Olaf Scholz (SPD) berät am 7. Januar mit den Länderchefs über die Corona-Lage. Womöglich werden Entscheidungen auf einer wenig belastbaren Datenlage beschlossen.

"Heute bekommen wir die letzten validen Daten, bevor das Land für drei Wochen in der Unwissenheit versinkt", kritisierte der Medizinstatistiker Bertram Häussler am Tag vor Heiligabend. Häussler leitet das Gesundheitsforschungsinstitut IGES in Berlin und wertet mit seinem Team die Corona-Daten im Rahmen eines Pandemie-Monitors aus. Er kritisierte, dass fast zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie weiterhin eine "ähnlich nebulöse Meldelage" herrsche, an Wochenenden sei dies regelmäßig der Fall. Nur werde der Blindflug zum Jahresende nicht zwei bis drei Tage anhalten, sondern mehrere Wochen: "Es wird sich wiederholen, was sich schon im Vorjahr abgespielt hat: Aufgrund der weitgehend zurückgefahrenen Aktivitäten im Gesundheitswesen und teilweise auch in den Gesundheitsämtern werden die gemeldeten Fallzahlen in diesem Jahr erneut scheinbar stark zurückgehen", so Häussler.

Nur in einem Teil der Gesundheitsämter wird die Infektionszahlen am Jahresende durchgehend und damit tagesaktuell erhoben. "Dass es über die Feiertage deutschlandweit und auch in unserem Bundesland zu eingeschränkten Bearbeitungen der Meldungen und der Berechnung der Inzidenzwerte kommen wird, ist bedauerlich", sagte der Kölner Gesundheitsdezernent Harald Rau. Allerdings sei "die Inzidenz-Entwicklung ja nicht mehr die einzige Steuerungsgröße". Hauptproblem der Kommunen in NRW ist, dass über die Feiertage das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen nicht besetzt ist, in dem alle Corona-Zahlen gebündelt und an das RKI weitergeleitet werden. "Die schlechte Datenlage durch Meldeverzüge ist mittlerweile ein bekanntes Problem. Leider hat man es fast zwei Jahre als gegeben und unveränderlich hingenommen", sagte FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann.

"Wir sehen das Problem und arbeiten daran. Ohne Frage ist es schwierig, über die Feiertage Daten zu akkumulieren und auszuwerten. Aber im Gegensatz zu den letzten Feiertagen sind dieses Mal vielerorts Test- und Impfzentren offen. Der Meldeverzug wird dadurch etwas abgeschwächt." Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge (CDU), sieht die Lage kritischer: "Auch nach zwei Jahren ist die Corona-Datenlage miserabel. Erneut wiegen wir uns über den Jahreswechsel in trügerischer Sicherheit. Und mit großer Meldeverzögerung werden dann im Januar wieder wochenalte Daten eintreffen. Das Problem ist: Omikron macht keine Weihnachtspause."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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