CIA fragte entführten Deutsch-Libanesen Khaled el-Masri nach Islamisten-Gruppe al-Tawhid
Archivmeldung vom 27.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Deutsch-Libanese Khaled el-Masri, der nach eigenen Angaben Anfang 2004 vom US-Geheimdienst in Mazedonien entführt und nach Kabul verschleppt wurde, ist bei den damaligen CIA-Verhören auch nach der radikal-islamistischen Gruppierung al-Tawhid befragt worden. Das bestätigte el-Masris Anwalt Manfred Gnjidic gegenüber stern.de.
Bei internationalen Sicherheitsbehörden galt al-Tawhid zu dieser Zeit
als radikal-islamistische Bewegung, von der einzelne Gruppen zum
Terrornetzwerk el-Kaida gehören sollen. 2002 waren in Deutschland
mehrere al-Tawhid-Anhänger festgenommen worden. Das Bundeskriminalamt
(BKA) hatte damals Hinweise darauf, dass al-Tawhid auch auf deutschem
Boden Anschläge plante. Bei zwei Prozessen in Düsseldorf sind 2005
vier al-Tawhid-Anhänger wegen Unterstützung einer terroristischen
Vereinigung zu Haftstrafen verurteilt worden. Erste Hinweise auf die
radikale Organisation hatte es laut Sicherheitsbehörden Ende der 80er
Jahre in Jordanien gegeben.
Wie stern.de aus dem Umfeld von el-Masri erfuhr, hatte er 1985 seinen
Asylantrag in Deutschland damit begründet, Mitglied von al-Tawhid zu
sein. Ein Bruder des Deutsch-Libanesen sei ein hoher
al-Tawhid-Geistlicher, der Bücher schreibe, Koranlehrer sei und
wechselweise in Jordanien und im Libanon lebe, heißt es weiter aus
seinem Umfeld.
Der Anwalt von el-Masri bestätigte stern.de, dass sein Mandant in
seinem Asylantrag angegeben habe, Mitglied bei al-Tawhid zu sein. Ob
dies nur ein vorgeschobener Asylgrund gewesen sei oder sein Mandant
damals eine Funktion bei al-Tawhid gehabt habe, wisse er nicht.
Seitdem el-Masri in Deutschland lebe, sei er nicht mehr Mitglied von
al-Tawhid.
Bei den Verhören in Mazedonien und Afghanistan Anfang 2004 wollte der
US-Geheimdienst offenbar mehr über al-Tawhid wissen. Weder el-Masri
noch dessen Bruder seien in diesem Zusammenhang von der CIA
beschuldigt worden, sagte Anwalt Gnjidic. "Mein Mandant hat nichts zu
verbergen. Das Thema al-Tawhid hat zwanzig Jahre keine Rolle
gespielt."
Quelle: Pressemitteilung stern, G+J