Israelischer Psychoanalytiker: Viele Selbstmordattentäter sind potenzielle Selbstmörder
Archivmeldung vom 12.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer israelische Psychoanalytiker Gehad Mazarweh, 65, führt die kriminelle Energie vieler Selbstmordattentäter weniger auf politisch-religiöse Motive als vielmehr auf individuelle seelische Nöte zurück.
Mazarweh, der seit mehr als dreißig Jahren in
Freiburg praktiziert und viele arabische Patienten behandelt, sagt in
der ZEIT: "Ich bin der Meinung, dass viele Attentäter potenzielle
Selbstmörder sind ... Schon in den allerersten Lebensjahren erlebten
sie Gewalttätigkeit in der Familie, Enge, Demütigung ... Doch
gewalttätig darf hier nur einer sein, der Vater. Was macht also ein
junger Mann, der mit seiner Wut nicht fertig wird? Er richtet sie
nach innen ... Solche Menschen sind froh, wenn sie irgendwann doch
eine Möglichkeit finden, ihre Wut auf einen äußeren Feind zu lenken.
Und manche religiösen Kräfte unterstützen das und erlauben ihnen, das
eigentlich Verbotene zur Heldentat zu stilisieren."
Der Psychoanalytiker ist davon überzeugt, dass die arabische Welt
in den nächsten Jahren vor einer sozialen Katastrophe steht. Er sieht
dafür mehrere Ursachen: "Die Idealisierung von europäischen Werten
und Vorstellungen erinnert die arabischen Menschen immer wieder an
ihre eigenen Minderwertigkeitsgefühle. Das macht wütend. Zugleich
führen die Versuche, sich zu assimilieren, 'westlich' zu leben, zu
massiven psychischen Störungen. Das beste Beispiel sind junge
türkische Mädchen, die in engen Hosen und bauchnabelfrei herumlaufen
- aber ständig an Depressionen und Angst leiden. Mit diesem Konflikt
zwischen verinnerlichten islamischen Vorstellungen und erworbenen
westlichen Normen werden die meisten nicht fertig."
Quelle: Pressemitteilung DIE ZEIT