UN-Generalsekretär will mehr Anstrengungen beim Klimaschutz
Archivmeldung vom 29.05.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.05.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDer Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), António Guterres, hat eindringlich mehr Anstrengungen beim Klimaschutz gefordert: Er mahnte CO2-Neutralität bis zum Jahr 2050 und einen Umbau der Steuersysteme an, um den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid zu senken. "Wenn wir den Menschen jetzt sagen, ihr sollt noch mehr Steuern zahlen, werden sie das ablehnen", sagte Guterres der "Süddeutschen Zeitung".
Aber wenn man "zum Beispiel die Einkommenssteuer senken und als Ausgleich eine Kohlenstoff-Steuer erheben" wolle, hätte "niemand weniger Geld in der Tasche", so der UN-Generalsekretär weiter. Er verschreibe sich dem Klimathema "mit Haut und Haaren". Die Vereinten Nationen würden die Führungsrolle in der Klimadebatte übernehmen, "da bin ich wild entschlossen". Es handele sich um das bestimmende Thema dieser Zeit, "und hat absolute Priorität". Der UN-Generalsekretär beklagte die "Lähmung des Sicherheitsrats in sehr vielen Krisen der Welt" als ein "ernstes Problem". Gleichzeitig sei die UN aber auch der wichtigste humanitäre Helfer in der Welt.
Er müsse jeden Tag eine schwierige Balance finden zwischen Diplomatie und den Prinzipien der UN. Prinzipien dürfe man keinem seelenlosen Pragmatismus opfern. "Unsere Beziehungen werden diffuser. Dies ist nicht mehr die bipolare Welt, die wir kannten, aber es ist auch keine multipolare Welt. Es ist eine chaotische Welt", so Guterres.
Auf die Frage nach seinem Spielraum als UN-Chef sagte er, dieser sei "ohne Zweifel kleiner" als bei seinen Vorgängern. Momentan sind die Vereinten Nationen durch die Blockade der ständigen Sicherheitsratsmitglieder USA, Russland und China in vielen Bereichen gelähmt.
Beim Thema Menschenrechte, Einsatz von Massenvernichtungswaffen oder Klima findet sich oft kein Konsens mehr im Sicherheitsrat. Guterres warb dennoch dafür, die UN als Plattform für den Dialog zu nutzen, es gebe keine bessere. "Weil jeder in irgendeiner Weise betroffen ist, fällt es schwer, einen ehrlichen Makler zu finden", so der UN-Generalsekretär weiter.
Er wies in aller Deutlichkeit Unterstellungen zurück, er halte sich aus Rücksicht auf eine Wiederwahl für eine zweite Amtszeit mit öffentlicher Kritik zurück. "Der Gedanke an eine mögliche Wiederwahl darf niemals eine Rolle spielen. Wer seine Prinzipien opfert, weil er auf eine Wiederwahl schielt, der ist verloren", sagte Guterres der "Süddeutschen Zeitung". Der UN-Generalsekretär wird am Donnerstag in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet. Der 70-Jährige ist seit zweieinhalb Jahren UN-Generalsekretär. Zuvor arbeitete er als Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen und war von 1995 bis 2002 Portugals Premierminister.
Quelle: dts Nachrichtenagentur