Ostseepipeline stößt weiterhin auf Widerstand
Archivmeldung vom 16.06.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas 2005 initiierte Projekt Nord Stream, eine doppelsträngige Pipeline, die Gas von Russland nach Deutschland transportieren soll, stößt immer wieder auf Schwierigkeiten.
Nord Stream wird von der russischen Gazprom (51% der Geschäftsanteile),
dem niederländischen Anbieter Gasunie (9%) und den deutschen
Unternehmen Wintershall und E.On (jeweils 20%) betrieben und soll nach
der Fertigstellung eine Jahreskapazität von 55 Milliarden Kubikmetern
Gas befördern. Die Pipeline soll von der russischen Stadt Wyborg durch
die Ostsee über eine Distanz von 12000 Kilometern ins deutsche
Greifswald führen und von dort aus in das europäische Verteilernetz
weitergeleitet werden.
Die Anrainerstaaten der geplanten Pipeline, insbesondere Schweden und
Polen, befürchten jedoch mögliche Umweltschäden durch die
Inbetriebnahme der Pipeline. Diese Proteste haben die Umsetzung des
Projektes schon mehrmals verzögert. Nachdem der Baubeginn ursprünglich
für Ende 2008 geplant war, hat der Projektbetreiber Nord Stream AG vor
kurzem den geplanten Beginn der Gaslieferungen auf 2011 verschoben.
Ökologische Bedenken sind jedoch nicht die einzigen Probleme für Nord Stream. Das Budget für die Konstruktion der Pipeline war ursprünglich auf 5 Millionen Euro veranschlagt worden. Im April dieses Jahres verkündete Gazprom jedoch, dass der Bau nun circa 8 Millionen Euro kosten würde. Branchenexperten haben auch die Ineffizienz und Intransparenz von Gazprom und der Nord Stream AG bemängelt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Ministerpräsiden Dmitri
Medwedew haben nun verkündet, die Widerstände gegen die Pipeline
ausräumen zu wollen und das Projekt voranzutreiben. Merkel sagte, die
Ostseepipeline habe eine positive strategische Bedeutung, während
Medwedew von einer 'provozierten Verzögerung' sprach und betonte, dass
die Pipeline dem gesamten europäischen Kontinent nütze.
Laut Experten wird Europa bereits bis zum Jahr 2015 zusätzlich 100 bis
150 Milliarden Kubikmeter Gas benötigen, um den Energiebedarf seiner
Bevölkerung zu decken. Russland, das zur Zeit ein Viertel des
europäischen Gasverbrauches bedient, will seine Lieferungen auf ein
Drittel aufstocken.
Gazprom plant, seinen Europa-Export von 153 Milliarden Kubikmetern Gas
im Jahr 2007 auf 250 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2020 zu erhöhen.
Laut Nord Stream soll 2011 der erste Strang der Pipeline mit Gas gefüllt werden und 2013 der zweite Strang folgen. Allerdings hat Gazprom schon ab dem Jahr 2010 Lieferverträge zu erfüllen, insbesondere mit E.On. In einem Zeitungsinterview zeigte sich Medwedew jedoch zuversichtlich: 'Unsere Kunden werden keinen Schaden nehmen.' Wie man allerdings liefere, bleibe ein Betriebsgeheimnis.
Quelle: TopTarif Internet GmbH