Gabriel sieht westliche Führungsrolle der USA bedroht
Archivmeldung vom 15.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer frühere Außenminister Sigmar Gabriel hat das Attentat auf Donald Trump, bei dem der US-Präsidentschaftskandidat verletzt wurde, als "katastrophale Entwicklung" bezeichnet und auf die immer tiefere politische Spaltung der Vereinigten Staaten zurückgeführt, die gravierende Auswirkung auch auf Europa haben könnte.
Es zeige sich, so Gabriel gegenüber dem "Tagesspiegel", "dass
demokratische Parteien und Politiker sich immer nur als
gleichberechtigte demokratische Wettbewerber verstehen und nie zu echten
Feinden werden dürfen", weil dies auch radikalisierte Anhängerschaften
produziere: "Wenn der Wettbewerber zum Feind wird und seine Wahl zum
Armageddon des ganzen Landes hochstilisiert wird, dann heiligt auf
einmal der Zweck die Mittel", sagte der Vorsitzende des Vereins
Atlantikbrücke: "Was in Wahrheit brutale Gewalt ist, wird in den Augen
radikalisierter Anhänger zur 'Rettung der Nation'."
Für den
ehemaligen Außenminister ist die entscheidende Frage daher nicht, ob im
kommenden Jahr weiterhin Amtsinhaber Joe Biden im Weißen Haus sitzt oder
Trump es für die Republikaner zurückerobern kann. "Die größte Gefahr
Amerikas ist nicht, wer der nächste US-Präsident wird, sondern dass
beide Seiten die Wahl des politischen Gegners nicht akzeptieren
könnten", erklärte Gabriel: "Dann wird die einstige Führungsmacht der
demokratischen Welt in inneren Kämpfen gefesselt und nach außen gelähmt
sein." Speziell auf dieses Szenario müsse sich Europa nun vorbereiten.
Die
Bundesbürger ruft der frühere SPD-Parteichef dazu auf, die politische
Kultur zu bewahren. "In Deutschland sollten wir es als großes Glück
empfinden, dass unsere demokratischen Parteien sich nur als Wettbewerber
verstehen und nicht als Feinde", sagte Gabriel: "Das ist ein großer
gemeinsamer Schatz unserer Demokratie."
Quelle: dts Nachrichtenagentur