"Colonia Dignidad"-Experte Jan Stehle: Gauck-Besuch in Chile bringt Bewegung in Fall der Sektensiedlung
Archivmeldung vom 30.06.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor dem Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck in Chile Mitte Juli gedeihen erste Überlegungen für einen Hilfsfonds für die Opfer der deutschen Sektensiedlung "Colonia Dignidad." "Für die nicht-deutschen Opfer fühlt sich die deutsche Regierung bisher überhaupt nicht verantwortlich und für die deutschen auch erst seit Steinmeier Eingeständnis von Ende April", sagt Jan Stehle der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland".
Damals hatte der deutsche Außenminister öffentlich verkündet: Der Umgang mit der »Colonia Dignidad« in Chile sei »kein Ruhmesblatt in der Geschichte des Auswärtigen Amtes«.
Stehle, der am Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika forscht, fordert Hilfen für alle Opfer ohne Ansehen der Staatsbürgerschaft. Angebracht sei »die Einrichtung einer bilateralen Expertenkommission, die im Dialog mit der chilenischen Seite alle Opfer und ihre Bedürfnisse feststellen« soll. »Die Finanzierung einer Erinnerungsstätte und eines Zentrums, dass die Verbrechen der 'Colonia Dignidad' dokumentiert, wäre eine wichtige Geste«, so der Experte, der über die Geschichte der Sektensiedlung promoviert.
In Chile wird nicht nur erwartet, dass das Thema »Colonia Dignidad« einen zentralen Platz während des Besuchs des Bundespräsidenten einnehmen wird, sondern mehr: Angehörige von während der Diktatur in der Siedlung verschwundenen Personen haben Gauck um ein Gespräch im Rahmen seines Chile-Besuchs gebeten. Eine Antwort steht noch aus.
Quelle: neues deutschland (ots)