DIW-Chef: Syriza-Regierung in Griechenland könnte auch Chance sein
Archivmeldung vom 29.12.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sieht in einem Sieg der linken Syriza-Partei bei möglichen Neuwahlen in Griechenland durchaus eine Chance für das Euro-Land. "Eine Regierung unter Syriza könnte zwar kurzfristig wirtschaftlichen Schaden anrichten, langfristig aber ein dringend notwendiges politisches Erdbeben und Veränderungen anstoßen", sagte Fratzscher dem "Handelsblatt" (Online-Ausgabe).
Der DIW-Chef wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass schon die letzten beiden griechischen Regierungen damit gescheitert seien, ihr Land zukunftsfähig zu machen. Die Frage sei daher, ob eine Regierung unter Syriza die Lage Griechenlands weiter verschlechtern würde. "Syriza mag politisch radikal sein, aber sie ist sicherlich smart genug um zu verstehen, dass ein Euro-Austritt oder ein unkontrollierter Schuldenschnitt zu einer wirtschaftlichen Katastrophe führen würde."
Bankvolkswirte sehen das anders: Nicolaus Heinen von der Deutschen Bank etwa weist auf die nach wie vor angespannte wirtschaftliche Lage des Landes hin. "Auch wenn Griechenland im zurückliegenden Jahr zum ersten Mal seit sieben Jahren gewachsen ist, sehen wir bei den privaten Investitionen bislang keinen positiven Impuls", sagte Heinen dem "Handelsblatt" (Online-Ausgabe). "Ein Sieg des Syriza-Bündnisses könnte das Investorenvertrauen einmal mehr eintrüben und den optimistischen Wachstumsprognosen einen erneuten Dämpfer verpassen."
Auch Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer gab zu bedenken, dass Griechenland wirtschaftlich noch lange nicht über den Berg sei. "Kommt es zu einer Regierung unter Führung der linksradikalen Syriza, würden wohl viele der ohnehin nicht ausreichenden Reformen zurückgedreht", sagte Krämer dem "Handelsblatt" (Online-Ausgabe). "Syriza profitiert von der Erwartung, dass die EU Griechenland auf keinen Fall fallen lässt."
Kein Grund zur Panik besteht nach Einschätzung Heinens mit Blick auf den Zusammenhalt der Euro-Zone. Dem Vernehmen nach sei Syriza nicht an einem Euro-Austritt Griechenlands interessiert. Die Märkte schienen das auch nicht zu erwarten, so der Deutsche Bank-Ökonom. "Viel schwerer würde indes wiegen, dass es in Europa eine weitere politische Unbekannte geben würde, die wichtige Leitentscheidungen, wie etwa Vertragsänderungen für den dringend notwendigen institutionellen Wandel auf europäischer Ebene, mit Veto-Verhalten blockieren könnte", sagte der Ökonom.
Quelle: dts Nachrichtenagentur