UNO tweetet zu sehr von oben herab
Archivmeldung vom 28.05.2019
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie UNO http://un.org muss erst lernen, mit sozialen Medien sinnvoll zu arbeiten. Wie die Organisation und ihre Mitarbeiter auf Twitter auftreten, ist einer Studie der University of Texas, San Antonio zufolge potenziell kontraproduktiv. "Statt das Publikum zu fesseln, spricht die UN von oben herab zum Publikum", sagt Studienleiter Matthias Hofferberth. Dabei könnte seiner Ansicht nach eine gute UN-"Twitplomatie" das Verhältnis unter den Staaten und somit letztlich die Welt verbessern.
Twitter-Diplomatie als Chance
Twitter als Mittel der Diplomatie, das scheint Hofferberth durchaus plausibel. "Ich sage, wenn die aufkommende Twitplomatie der Verbreitung und dem Austausch von Vernunft und Argumenten dienen würde, hätte sie das Potenzial, den globalen öffentlichen Diskurs zu verbessern und zu einer legitimeren Form der globalen Governance durch die Vereinten Nationen beizutragen", erklärt der Politikwissenschaftler. Er hat daher mit Kollegen untersucht, wie die UNO, ihre Agenturen und deren Angehörige Twitter nutzen - und dabei großes Verbesserungspotenzial ausgemacht.
Die Vereinten Nationen sind seit 2008 mit offiziellem Account auf Twitter, haben 11,1 Mio. Follower und knapp 70.000 Tweets. Dazu kommen diverse Unterorganisationen und mit der UNO in Verbindung stehende Personen. Die Analyse dieser UN-Twittersphäre brachte jedoch ein eher ernüchterndes Ergebnis. "Nach aktuellem Stand wird Twitter nicht als Tool für Engagement und Diskussion angesehen, sondern dient als 'Echokammer' der Validierung und Anerkennung der Organisation selbst und der daran Beteiligten", schreiben die Forscher in ihrer Arbeit. Eine nachhaltige oder innovative Nutzung sei nicht auszumachen.
Strategien gezielt nachbessern
Das Team hofft nun, dass die Studie der UNO helfen wird, bei der Kommunikationsstrategie nachzubessern. "Ich haben den Leiter des Social-Media-Teams der UN und einige Vertreter von UN-Mitgliedstaaten getroffen. Alle waren begeistert, von derartiger Forschung zu erfahren", sagt Hofferberth. Er ortet Potenzial, dass die Kommunikationspraktiken auf Basis genauer Forschung verbessert werden können. "Ich hoffe, dass die Arbeit helfen wird, das Publikum zu ermächtigen, die Social-Media-Botschaft der UN aufmerksamer zu hören und herauszufordern."
Zum Paper "Tweeting to Save Succeeding Generations from the Scourge of War? The UN, Twitter & Communicative Action": http://bit.ly/2YKjefQ
Quelle: www.pressetext.com/Thomas Pichler