Litauen will aktive Rolle der EU in Verteidigungspolitik
Litauen fordert eine aktivere Rolle der EU in der Verteidigungspolitik. In einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt der litauische Staatspräsident Gitanas Nausėda: "Die Ausgaben von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung müssen zum neuen Sprungbrett für alle Mitgliedstaaten werden."
Er nennt sein eigenes Land als Beispiel, das seine Verteidigungsausgaben
von vier Prozent in diesem Jahr auf bis zu sechs Prozent in den Jahren
2026 bis 2030 steigern will.
NausÄ-da fordert, Investitionen in
die Landesverteidigung sollten künftig als "relevanter Faktor" bei
EU-Defizitverfahren anerkannt werden. Zudem spricht er sich dafür aus,
dass die EU die Stärkung der europäischen Verteidigungsindustrie
finanziell fördert. Dafür solle die EU ihre Finanzierungsmechanismen
ausbauen. In diesem Zusammenhang nennt der litauische Präsident unter
anderem gemeinsame Schulden. "Es bleibt auch keine Zeit, auf die
Verhandlungen über den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen zu warten, der
erst 2028 in Kraft treten wird. Wir müssen jetzt handeln", schreibt
NausÄ-da.
Er begründet diese Forderungen damit, dass heute vor
allem "die Frontstaaten der EU die schwere Last konventioneller und
hybrider Bedrohungen" trügen. "Dieses Ungleichgewicht birgt zusätzliche
Gefahren für die kollektive Sicherheit. Wenn darum ein Glied leidet,
leiden alle Glieder mit."
Bei der Stärkung ihrer
Verteidigungsindustrie solle die EU enger als bisher mit der Nato
kooperieren, schreibt NausÄ-da. So könnten nicht nur Doppelarbeit
vermieden und Ressourcen besser genutzt werden, sondern auch die
Interoperabilität beider Organisationen gestärkt werden: "Sie würde es
der EU und der Nato ermöglichen, in Krisenzeiten nahtlos
zusammenzuarbeiten."
Der litauische Präsident fordert in diesem
Zusammenhang ausdrücklich, auch Verbündete außerhalb der EU wie die
Vereinigten Staaten, Kanada und Großbritannien einzubeziehen: "Die
Ausschließung von Nicht-EU-Verbündeten aus gemeinsamen
Beschaffungsmaßnahmen würde das Risiko einer Isolierung Europas von
entscheidenden Innovationen mit sich bringen und seine Fähigkeit,
effektiv auf neu auftretende Bedrohungen zu reagieren, gefährden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur