"Die Menschen in den USA sind leider oft wie Schafe"
Archivmeldung vom 13.07.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlSie ist anders. Sie ist unbequem. Eine Ausnahme im auf Äußerlichkeiten bedachten Hollywood-Betrieb: Susan Sarandon hat immer schon gesagt, was sie denkt. Seit Jahren engagiert sie sich für zahlreiche Hilfsprojekte und erhebt ihre Stimme unermüdlich gegen die Kriegspolitik der USA.
Selbst die Oscarverleihung 1993 nutzte sie, um auf das Elend haitianischer Flüchtlinge aufmerksam zu machen. Sorge um ihre Karriere hatte sie dabei nicht. "Letzten Endes verfolgt einen doch nur die eigene Feigheit", sagt sie im emotion-Gespräch. "Der Gedanke, mit dem Nichtstun zu leben, war viel schlimmer als die Angst."
Viele Kollegen reagierten empört und gingen ihr aus dem Weg. Sie bekam sogar Drohbriefe und wurde auf der Straße angegriffen. Einschüchtern lässt sich die 60-jährige Pazifistin davon aber nicht: "Wenn die Hasspost ins Haus kommt, weiß man, dass man das Richtige getan hat." Und ihre Kinder hätten gelernt, damit zu leben, dass ihre Mutter auf einer Demonstration auch schon mal von der Polizei abgeführt wird: "Ich habe ihnen immer erklärt, dass ich eine riesige Quelle für Peinlichkeiten sein kann." Was ihr wirklich Angst mache, sei "die allgemeine Lage in den USA. Was ist aus der Redefreiheit in diesem Land geworden? Die Menschen in den USA sind leider oft wie Schafe." Sie seien bereit, anderen blind zu folgen, vor allem wenn sie sich bedroht fühlten. "Sie geben einfach ihre zivilen Freiheiten auf, damit Autoritäten für sie denken."
Und woher nimmt sie die Kraft für den Widerstand, ihre drei Kinder und ihre Arbeit? "Ich habe immer wieder Phasen, in denen ich an allem zweifle und mich sehr schwach fühle", gesteht sie. "Und das ist auch völlig in Ordnung. Eine gesunde Art von Stärke entwickelt sich eigentlich erst durch Schwäche. Und indem man weitermacht, obwohl man Angst hat und sich seiner Fehlbarkeit bewusst ist."
Quelle: Pressemitteilung Gruner+Jahr AG & Co KG