Anwalt: Bremer Guantánamo-Häftling Kurnaz wird wie ein Tier gehalten
Archivmeldung vom 31.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBaher Azmy, der New Yorker Anwalt des Bremer Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz, berichtet in der ZEIT über die Besuche bei seinem Mandanten im US-Internierungslager Guantánamo. Azmy ist einer der wenigen Anwälte, die das Lager betreten durften.
Kurnaz, so schildert Azmy, lebe dort wie "Robinson Crusoe" und habe
keinen Kontakt zu seiner Familie. "Mit seinem langen Bart und seiner
Haarmähne sah er wie ein Schiffbrüchiger aus", so der Anwalt. Kurnaz
hätte auch keine Ahnung gehabt, ob "irgendjemand etwas über die
Existenz von Guantánamo oder über seine eigene Existenz wusste". Der
Bremer Gastarbeitersohn sei "alles andere als ein abgebrühter
Terrorist", auch die US-Behörden würden in ihren Akten "nicht weniger
als fünfmal" festhalten, dass er unschuldig sei.
Kurnaz selbst lehne Terrorismus ab: "Meine Eltern besuchen
Einkaufszentren und Flughäfen in Deutschland. Warum sollte ich
wollen, dass Terroristen sie umbringen?" Kurnaz, so Anwalt Azmy,
"sitzt in einer winzigen Zelle, wo er außer dem Koran nichts zu lesen
bekommt". Er werde "wie ein Tier" gehalten und bei Verhören an den
Boden gekettet. Er habe sich in den letzten Jahren in einen
tiefreligiösen Mann verwandelt und sein Aussehen verändert. Azmy:
"Ich habe Kurnaz gewarnt, dass dieser Bart die Deutschen erschrecken
könnte." Kurnaz antwortete: "Wenn sie so viel Angst haben vor
langbärtigen Männern, warum nennen sie dann nicht den Weihnachtsmann
einen Terroristen?" Der Bart sei zum Symbol seiner Internierung
geworden. Die Anwälte von Kurnaz hoffen, dass ihr Mandant noch vor
dem Deutschland-Besuch von US-Präsident George W. Bush im Juli
freigelassen wird. Bundeskanzlerin Angela Merkel interveniert für
seine Freilassung.
Quelle: Pressemitteilung DIE ZEIT