Afghanistan-Konferenz: Weltgemeinschaft verspricht Hilfe bis 2024
Archivmeldung vom 06.12.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAfghanistan soll noch bis mindestens zum Jahr 2024 Hilfe von der internationalen Gemeinschaft bekommen. Das haben die Teilnehmer der Afghanistan-Konferenz am Montag in Bonn beschlossen. Nachdem der Truppenabzug aus dem Land 2014 abgeschlossen sein soll, werde ein "Jahrzehnt der Transformation" folgen, so die Delegierten laut Auswärtigem Amt in ihrer Abschlusserklärung.
Mit dieser Zusage sollten Ängste Afghanistans, nach dem Truppenabzug in Vergessenheit zu geraten, abgeschwächt werden. Der afghanische Präsident Hamid Karsai wertete die Ankündigung dann auch als "ein goldener Tag" in der Geschichte seines Landes.
Die weitere Hilfe für Afghanistan soll unter anderem aus anhaltender Unterstützung bei der Behördenreform sowie der Ausbildung von Sicherheitskräften bestehen. Zudem würden weiterhin Hilfsgelder für den Aufbau von Infrastruktur, Wirtschaft und Militär gezahlt. Im Gegenzug musste sich Afghanistan zu demokratischen Reformen und und zur Bekämpfung der Korruption verpflichten.
Zur Höhe der Hilfsgelder wurde am Montag nichts bekannt. Verhandlungen wird es im kommenden Jahr auf mehreren internationalen Konferenzen, wie dem NATO-Gipfel im Mai in Chicago und einer Geberkonferenz im Juli in Tokio, geben.
Ex-Verteidigungsminister Struck kritisiert Karsai scharf
Ex-Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hat Afghanistans Präsident Karsai scharf kritisiert. In der "Bild-Zeitung" sagte Struck: "Von Karsai bin ich sehr enttäuscht. Den Kampf gegen die Taliban hat er nie ernsthaft aufgenommen. Stattdessen hat er sich selbst in Vorwürfe von Korruption und Vetternwirtschaft verstrickt." Es wäre besser, wenn Karsai "bald von einem besseren Konkurrenten abgelöst würde", sagte Struck weiter. "Aber der ist leider nicht in Sicht."
Kritisch äußerte sich der SPD-Politiker auch zum geplanten Beginn des Abzugs der Internationalen Schutztruppe aus Afghanistan. "Ich habe den Abzugs-Beschluss immer militärisch für einen Fehler gehalten, sofern er ein konkretes Datum für den Abzug in Aussicht stellte." Es gelte das afghanische Sprichwort: Der Westen hat die Uhr, wir haben die Zeit. Struck: "Nun warten die extremistischen Kräfte ganz gelassen ab, bis unsere Soldaten das Land verlassen."
Der frühere Verteidigungsminister betonte, dass er auch heute noch an seinem Satz festhält, dass Deutschland auch am Hindukusch verteidigt werde. "Der gilt!", sagte Struck. "Ich habe weiterhin die Hoffnung, dass es uns gelingt, stabile Verhältnisse in Afghanistan so weit zu installieren, dass sie nicht einfach wieder zurückgeschraubt werden können. Das ist die Aufgabe der Bundeswehr an der Seite der Amerikaner. Wenn wir dafür länger bleiben müssen als 2014 oder 2015, dann wäre ich dafür."
Quelle: dts Nachrichtenagentur