Usbekistan: Keine freien Berichte ein Jahr nach dem Massaker von Andischan
Archivmeldung vom 12.05.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlMit dem Massaker von Andischan vor einem Jahr hat in Usbekistan eine systematische Verfolgung von unabhängigen Journalisten und ausländischen Medien begonnen. Reporter ohne Grenzen verurteilt dieses Vorgehen von Präsident Islam Karimov auf das Schärfste und fordert, eine freie Berichterstattung umgehend wieder zu ermöglichen und inhaftierte Journalisten frei zulassen.
Am 13. Mai 2005 schossen Soldaten auf überwiegend friedliche
Demonstranten in Andischan und töteten Hunderte Menschen, darunter
Frauen und Kinder. Westliche Medien wurden beschuldigt, den Aufstand
angezettelt zu haben.
"Seit diesem Tag hat Karimov einen Kampf gegen unabhängige
Journalisten und ausländische Medien im Land begonnen und behandelt
sie wie Feinde, die versuchen, ihn zu stürzen", so Reporter ohne
Grenzen. Eine Resolution der Regierung vom 24. Februar 2006
ermögliche es, ihnen ihre Akkreditierung verzögert auszustellen oder
gar zu entziehen und setze sie eindeutig mit Terroristen gleich.
Drei ausländische Medien, Internews, BBC und RadioFreeEurope/Radio Liberty sind nach dem Massaker verboten worden. Mindestens zwei Journalisten wurden wegen ihrer Berichte über das Massaker verhaftet; zahlreiche weitere mussten fliehen und konnten bis heute nicht zurückkehren. Mittlerweile sind fast alle ausländischen Medien des Landes verwiesen und ihre einheimischen Korrespondenten massiven Repressionen ausgesetzt. Den Korrespondenten der Deutschen Welle wurde die Akkreditierung entzogen; neu beantragte wurden nicht ausgestellt. Freie Informationen stehen in und aus dem Land so gut wie nicht mehr zur Verfügung.
Quelle: Pressemitteilung Reporter ohne Grenzen