Moskau will sich als Finanzzentrum positionieren
Archivmeldung vom 06.04.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMoskau will sich neu erfinden und als attraktiver Finanzplatz einen Namen machen. Dabei steht die russische Hauptstadt nicht mehr in einem Konkurrenzverhältnis zu London, New York oder Tokio, sondern will gegenüber dem Finanzplatz Warschau Boden gut machen. "Wir haben vor, Moskaus Position aufzuwerten und näher an Innovationsführer und Entscheider aus internationalen Finanzzentren heranzurücken", erklärt Andrei V. Sharonov, stellvertretender Bürgermeister für wirtschaftliche Angelegenheiten, kürzlich auf einer Roadshow in Asien.
Im Gespräch mit pressetext erklärt Stefan Maxian, Research-Leiter der Raiffeisen Centrobank, dass Moskau vor allem aufgrund der dortigen russischen Werte von großen und liquiden Unternehmen an Bedeutung gewinnen wird. "Hinzu kommen die handelstechnischen Vorkehrungen und die Einführung internationaler Standards", so Maxian.
Ex-Vorstände als Berater
Moskau ist darauf aus, große Unternehmen an seine Börse zu locken. Banken soll es schmackhaft gemacht werden, dort zu expandieren. Gleiches gilt für Firmen aus dem Versicherungs- und Rechtswesen. Die Stadt wirbt dafür auf internationalen Handelsplätzen, darunter auch Frankfurt und Singapur. In diese Strategie passt der Bau eines neuen Wolkenkratzer-Viertels, genannt "Moscow City". Der dortige Mercury City Tower ist mit seinen 75 Stockwerken das höchste Gebäude Europas.
Um den Moskauer Finanzsektor zu stärken, hat die politische Führung Russlands ehemalige Vorstände westlicher Bankhäuser ins Boot geholt, darunter Ex-CEOs von JPMorgan Chase, Citigroup und Goldman Sachs. Eine Wertpapiersammelbank wurde gegründet und ein Standard für die Wirtschaftsprüfung von börsennotierten Unternehmen geschaffen. Ferner wollen die Verantwortlichen so gut wie alle Aufsichtsbehörden in der staatlichen Zentralbank bis 2015 zusammenführen.
Korruption und wenig Transparenz
Die Metropole hat nach dem Fall des Eisernen Vorhangs große Bankhäuser aus London und New York angezogen. Doch eine weitverbreitete Vetternwirtschaft, mangelnde Transparenz und zwielichtiges Geschäftgebaren sowie eine nicht ganz unabhängige Justiz haben dem Standort in der Vergangenheit sehr geschadet. Der Global Financial Center Index listet Moskau auf Platz 66 von 79, hinter Prag und vor Jakarta.
Um in der Region der ehemaligen Sowjetunion mehr Bedeutung zu erlangen, sagt Moskau nun dem aufstrebenden Warschau den Kampf an. Die Börse in der polnischen Hauptstadt wird immer wichtiger. Zahlreiche Unternehmen aus der Ukraine sind beispielsweise dort gelistet. Warschau hat deshalb sogar einen eigenen Index für jene Titel aus dem Land ins Leben gerufen.
Quelle: www.pressetext.com/Sebastian Köberl