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Jan Philipp Reemtsma über die Anziehung des IS: Gewalt ist die größte Macht, die man einem Menschen verleihen kann

Archivmeldung vom 13.04.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.04.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Kämpfer des Islamischen Staat  (IS / ISIS)
Kämpfer des Islamischen Staat (IS / ISIS)

Lizenz: Islamic State (IS)
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Jan Philipp Reemtsma, Philologe und Sozialforscher, erklärt im Gespräch mit ZEIT WISSEN, was die Ausübung von Gewalt für Terroristen so anziehend macht. Gewalt sei "die größte Macht, die man einem Menschen verleihen kann: seinen Mitmenschen töten und tottreten. Nicht jeder fährt darauf ab, aber genug tun es. Diese Leute - um ganz ins Extreme zu gehen - gehen zum IS. Darf ich mich bitte in die Luft sprengen? Darf ich köpfen?", so der 63-Jährige.

Die Gesellschaft könne Gewalt verhindern, indem sie diese nicht akzeptiere. Bei den Anschlägen auf Flüchtlingsheime in Deutschland würde genau das fehlen: "Diese Anschläge sind nicht von der Bevölkerung geächtet worden, sondern es hat eine gewisse Zustimmung gegeben. Und das verführt den Nächsten, der sonst vielleicht diesen Schritt nicht täte."

Reemtsma, der vor zwanzig Jahren selbst Opfer einer Entführung wurde, hält Rachegefühle bei Gewaltopfern für heilsam: "Ich bin sehr für Rache - sie darf nur nicht sein. Sie widerspricht unserem Rechtsprinzip, und das ist gut so." Rachegefühle nicht zu empfinden sei "eine Pathologie. Daran gehen Sie zugrunde." Das hieße aber nicht, "dass man die Gedanken, die man hat, umsetzen muss".

Jan Philipp Reemstma gründete das Historische Institut für Sozialforschung, ist Professor für Neue deutsche Literatur an der Universität Hamburg und veröffentlichte eine Vielzahl an Arbeiten zum Thema Folter und Gewalt.

Quelle: DIE ZEIT (ots)

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