Spielwarenbranche boomt trotz Pandemie zu Lasten der Arbeiter in China
Archivmeldung vom 03.12.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie Spielzeugbranche zählt zu den Gewinner*innen der Corona-Krise. Verlierer sind die Arbeiter in Chinas Spielzeugfabriken. Toys Report 2020 veröffentlicht. Pünktlich zum bevorstehenden Nikolaustag verkündet die deutsche Spielzeugbranche einen kräftigen Anstieg der Umsätze in der Pandemie.
Noch nie war der Spielwarenhandel so wichtig wie in 2020, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) vom 24. November. Dass die Gewinne einmal mehr nicht an die Arbeiter in chinesischen Spielzeugfabriken weitergegeben werden, zeigt der Toys Report 2020 der Christlichen Initiative Romero (CIR).
"Während sich die Spielwarenunternehmen hierzulande auf ein boomendes Weihnachtsgeschäft freuen, können die Arbeiter in China ihre Existenz nur mit exzessiven Überstunden sichern", erläutert Patrick Niemann, Referent für Unternehmensverantwortung bei der Christlichen Initiative Romero. "Durch die Corona-bedingten Schließungen der Fabriken Anfang des Jahres und die gestiegene Nachfrage hat sich der Druck auf die Arbeiter*innen noch erhöht."
Im Auftrag der CIR untersuchten verdeckte Ermittler der Organisation China Labor Watch zwei Spielzeugfabriken in Dongguan City, in denen u.a. Spielzeug für die Branchengrößen Mattel, Chicco und Fisher-price hergestellt wird. Im Untersuchungszeitraum 2020, in der Produktion für das hiesige Weihnachtsgeschäft, fielen bis zu 112 Überstunden im Monat an. Psychische Gewalt durch Vorarbeiter und Fälle sexueller Belästigung erhöhen die Belastung am Arbeitsplatz. Unzureichender Arbeitsschutz und mangelhafte Maßnahmen zur Pandemieeindämmung gefährden die Gesundheit der Arbeiter.
Die Ermittlerin, die in der Mattel-eigenen Fabrik Dongguan Changan Mattel arbeitete, musste direkt zu Beginn die Produktionsquote von 1.300 Produkten pro Tag erfüllen. Sie berichtet: "Ich war am Anfang nicht in der Lage, so viele Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Niemand half mir. Ich wurde gemieden, weil ich so langsam war. Ich fertigte morgens 300 Produkte an und nachmittags mehr als 1.000. Mein Arm schmerzte, wenn ich ihn berührte. Ich war so gestresst. Vor lauter Erschöpfung musste ich weinen."
Langfristige Verbesserungen in Sicht
Um endlich langfristig wirksame Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zu erzielen, hat sich im Juli 2020 die "Fair Toys Organisation" in Nürnberg gegründet. Angestoßen von der Christlichen Initiative Romero setzt sich diese einzigartige Kontrollinstanz bestehend aus Akteuren aus Zivilgesellschaft, Industrie und Handel für die Einhaltung und Verbesserung von sozialen und ökologischen Standards in der Spielzeugproduktion ein. Mehr Informationen unter www.fair-toys.org
Quelle: Christliche Initiative Romero (ots)