Bill Gates schämt sich für die NSA-Überwachung von Merkels Handy
Archivmeldung vom 18.11.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer NSA-Abhörskandal um das Handy der deutschen Kanzlerin beschämt Bill Gates. "All dieses Geheimdienstzeug ist sehr unselig", sagte Microsoftgründer und Stiftungs-Milliardär Bill Gates im Interview mit der "Welt am Sonntag". "Ich finde all das bedauerlich", so Gates über die Spionage des US-Geheimdienstes in Deutschland und die Überwachung von Merkels Handy. "Sie können mir glauben, dass ich sehr überrascht war über diesen Aspekt ihrer Aktivitäten."
Er rief die USA und Deutschland dazu auf, ihr Verhältnis zu pflegen. "Die Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika müssen nicht nur gut, sie müssen sehr gut sein", sagte Gates. Alles, was das gegenseitige Vertrauen beschädige, sei sehr bedauerlich. "Denn beide Länder sind sehr wichtig, wenn es darum geht, die Weltwirtschaft auf Kurs zu halten und darauf zu achten, dass die armen Länder nicht zurückbleiben."
Politiker in Deutschland und den USA forderte der reichste Mann der Welt dazu auf, ihre Budgets für Entwicklungshilfe zu erhöhen. Sie müssten ihr Versprechen einhalten, 0,7 Prozent des Budgets für Hilfen zu verwenden.
Gates sprach erstmals auch von schwierigen Verhandlungen mit den Taliban in Pakistan und Afghanistan. Dort verhindern Taliban und andere islamistische Gruppen oft die von der Gates-Stiftung initierten Polio-Impfungen. In Afghanistan sei es jedoch gelungen, die Widerstände zu überwinden. "Es war jetzt nicht so, dass ich selbst mit den Taliban in Afghanistan gesprochen hätte", sagte Gates der "Welt am Sonntag", "Vermittler aus der Region, die wir unterstützen, sind auf die Taliban zugegangen und haben sie überzeugt, dass Polio-Schutzimpfungen letztlich eine gute Sache sind." Er selbst hatte den afghanischen Präsidenten Karzai in einem Gespräch als Unterstützer gewinnen können. In Pakistan sei die Lage schwieriger. 2012 wurden dort fünf Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde von mutmaßlichen Taliban-Kämpfern umgebracht, weil sie Kinder gegen Polio impfen wollten. "Wir schicken Mitarbeiter in gefährliche Gegenden. Das gehört zu ihrem Job. Bei Bombenanschlägen in Kenia kamen Mitarbeiter von Partnerorganisationen ums Leben, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren", sagte der Microsoft-Gründer der Zeitung, "Es ist furchtbar und tragisch, wenn so etwas passiert. Aber sehen Sie: Wir streben immer einen Dialog mit allen Akteuren und Konfliktparteien an. Es geht nur so."
Der Microsoft-Gründer äußerte sich auch zur der Krise der Printmedien. So unterstützt seine Stiftung inzwischen bei internationalen Qualitätszeitungen wie dem britischen "Guardian" und dem spanischen "El Pais" Netz-Auftritte, die sich mit entwicklungspolitischen Themen beschäftigen. "Es ist ein Dilemma, wenn man sich, wie ich, mehr Reporter wünscht, die über Afrika berichten, die sich dort auskennen. Die Frage ist heute: Wer soll die noch bezahlen? Wer immer das ist, er muss sich um den Konflikt von Interessen Gedanken machen", sagte Gates. Dass Philantrophen Zeitungen unterstützten, sei nicht ideal, räumte er ein. Den Kauf der Washington Post durch den amazon-Gründer Jeff Bezos wertete er dagegen als hoffnungsvolles Zeichen für die Branche. "Ich bin sehr froh, dass Jeff das gemacht hat. Die Washington Post ist eine wichtige Zeitung", sagte Gates der "Welt am Sonntag", "aber auch die Washington Post musste immerzu ihre Budgets für Reporter kürzen, um die Einnahmen-Einbrüche aufzufangen. Dass es Zeitungen irgendwann nicht mehr in gedruckter Form geben wird, ist unvermeidlich. Das an sich ist auch kein Problem, wenn es gute digitale Inhalte gibt. Jeff ist der smarteste Mann im digitalen Geschäft überhaupt - und er hat sehr tiefe Taschen. Er kann eine Dekade oder sogar länger durchhalten, Millionen Dollar verlieren und es trotzdem weiter versuchen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur