Eskalation und Generalstreik in Haiti: medico-Mitarbeiterin vor Ort
Archivmeldung vom 26.09.2019
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Freigeschaltet durch André OttSeit Tagen befindet sich Haiti im Ausnahmezustand. Für den morgigen Freitag haben Senatoren der Opposition zu einem landesweiten Generalstreik aufgerufen. Es ist davon auszugehen, dass er zum völligen Stillstand im Land führen wird.
Gefordert wird der Rücktritt des Präsidenten Jovenel Moïse. Katja Maurer, Haiti-Referentin der Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international, befindet sich derzeit in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Maurer berichtet von Barrikaden an den wichtigsten Knotenpunkten der Stadt, von Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten, die gestern mit dem Tod eines Protestierenden endeten. Die Stadt sei komplett lahmgelegt. Es befänden sich kaum Fahrzeuge auf den Straßen, seit Mittwoch sind die Banken geschlossen. Auch der wichtigste Unternehmerverband hat sich mit großer Mehrheit der Forderung der Protestierenden nach dem Rücktritt der Regierung angeschlossen.
"Während die Generalversammlung der UNO in New York tagt, steht Haiti, das jahrelang im Fokus einer militärischen Mission und humanitärer Programme der UNO stand, vor dem Kollaps. Knapp zehn Jahre nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 ist die sogenannte Stabilisierungspolitik der internationalen Gemeinschaft, die vor allen Dingen auf den Erhalt des Status Quo und eine ihnen gegenüber loyale Regierung setzte, sichtbar gescheitert", so Katja Maurer. Man habe eine Regierung installiert, die für Ruhe sorgen sollte, sich aber gleichzeitig aus der humanitären und entwicklungspolitischen Unterstützung der Zivilgesellschaft weitestgehend zurückgezogen.
Quelle: medico international (ots)