Ex-BND-Chef Wieck: Zusammenarbeit der Geheimdienste mit libyschem Diktator Gaddafi war normal
Archivmeldung vom 06.09.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer frühere Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Hans-Georg Wieck, hat die jüngsten kritischen Berichte über die Kooperation westlicher Geheimdienste mit dem Regime des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi als normal zurückgewiesen. "Kooperation auf dem Gebiet der Informationsgewinnung ist eine Normalität", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung".
Der BND beschaffe Informationen, die deutsche Sicherheitsinteressen berührten. Dabei gehe es um Terrorismus, organisierte Kriminalität oder die Außenpolitik autoritärer Regimes. Überdies liefere er der Regierung Grundlagen für politische Entscheidungen. Zu all dem müsse er "Länder einbeziehen, die etwas offerieren können, das man selbst nicht hat", betonte der 83-Jährige. "Bei dieser Zusammenstellung der Partner geht es nicht nach demokratischen Regeln, sondern nach Interessen. Wir haben immer Verbindungen zu autoritären Regimes gehabt - zur Informationsgewinnung." Ende letzter Woche wurde berichtet, die Geheimdienste Großbritanniens und der USA hätten in der Vergangenheit mit Gaddafi zusammengearbeitet. So habe die US-amerikanische CIA Terrorverdächtige zur Befragung nach Libyen geschickt und dafür Hilfe bei der Gefangennahme eines Oppositionellen zugesagt. Auch Deutschland habe Kontakte zu Libyens Geheimdienst gehabt, hieß es. Der ehemalige Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung unter Altkanzler Helmut Kohl, Bernd Schmidbauer (beide CDU), bestätigte dies.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)