Nato-Repräsentant in Kabul mahnt die Afghanen zu Reformen
Archivmeldung vom 05.12.2011
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie Nato erwartet von der afghanischen Regierung Zusagen für grundlegende Reformen. "Wenn wir in Afghanistan produktive Investitionen tätigen, müssen die Afghanen auch bestimmte Dinge dafür leisten", sagte der höchste zivile Nato-Repräsentant in Afghanistan, Simon Gass, der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe) kurz vor der Internationalen Afghanistan-Konferenz in Bonn. "Diese Entwicklungs-Partnerschaft kann nur funktionieren, wenn sie keine Einbahnstraße ist", sagte Gass. "In Bonn müssen beide Seiten Versprechen abgeben."
Die afghanische Zentralregierung müsse zum Beispiel bessere Bedingungen für private Investitionen schaffen und dringend ihre Einnahmeflüsse verbessern. Besser werden müsse auch die Zusammenarbeit mit den Regierungen in den Provinzen. "Wichtig ist außerdem, dass die Regierung besser höher qualifizierte Mitarbeiter einstellt - nicht nur aufgrund von politischen oder familiären Beziehungen", sagte Gass, der die Nato am Montag bei der Konferenz vertreten wird. Der britische Diplomat, der seit rund acht Monaten im Isaf-Hauptquartier in Kabul tätig ist, forderte außerdem ein stärkeres Vorgehen gegen Korruption. Gass erwartet von der Konferenz "ein starkes Signal" für die enge Verbundenheit des Westens mit Afghanistan.
Die internationale Gemeinschaft werde das Land auch nach dem Abzug der Nato-Kampftruppen weiter unterstützen, zum Beispiel bei der Finanzierung und beim Training der afghanischen Sicherheitskräfte sowie in der Entwicklungshilfe. "Die große Schwierigkeit wird sein, dass die Afghanen immer noch nicht genügend Einkünfte haben, um ihren Staat zu finanzieren", sagte Gass. "Dabei muss ihnen die internationale Gemeinschaft helfen."
Der Diplomat zeigte sich zuversichtlich, was die Zukunft des Landes betrifft. "In den vergangenen Monaten haben die Isaf-Truppen einiges erreicht", sagte Gass. Die Aufständischen seien nicht mehr in der Lage, konsequent das zu tun, was sie ankündigten. "Das bedeutet nicht, dass wir sie besiegt haben." Es werde weiterhin viele Hürden, Gewalt und Tod geben. "Trotzdem nähern wir uns dem Ziel, dass die Afghanen Ende 2014 auf eigenen Füßen stehen können. Mit Hilfe ihrer Partner." Skeptisch äußerte sich Gass über die Friedensgespräche mit den Taliban. Solche Prozesse seien schwierig. "Ich bin mir auch nicht sicher, ob das mit der Aussöhnung tatsächlich vor 2014 passieren wird", sagte der Nato-Repräsentant. "Aber dann stehen danach die Chancen umso besser, wenn die Isaf-Truppen nicht mehr so sichtbar sind wie heute noch."
Quelle: dts Nachrichtenagentur