BND-Geheimoperation in Bagdad während des Irakkriegs - deutsche Agenten halfen dem US-Militär
Archivmeldung vom 12.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Recherchen des NDR Magazins "Panorama" hat der Bundesnachrichtendienst (BND) während des Irakkrieges im Jahr 2003 in Bagdad eine Geheimoperation durchgeführt und mit den Amerikanern zusammengearbeitet. Wie das Politmagazin berichtet, blieben zwei Agenten des Bundesnachrichtendienstes (BND) während des Krieges in der irakischen Hauptstadt und halfen dort dem amerikanischen Militärgeheimdienst, Defense Intelligence Agency (DIA).
Mindestens ein BND-Agent ist für
seine Arbeit mit einem amerikanischen Militärorden ausgezeichnet
worden. Der BND bestätigt auf "Panorama"-Anfrage die Anwesenheit von
zwei Agenten. Es habe sich um eine Operation im Rahmen des
gesetzlichen Auftrags gehandelt.
Der BND bestreitet, bei der Auswahl der Bombenziele durch das
US-Militär geholfen zu haben: "Zielunterlagen oder Koordinaten für
Bombenziele sind nicht zur Verfügung gestellt worden." Informell
heißt es: Es habe einen Informationsaustausch mit dem amerikanischen
Militärgeheimdienst gegeben. Man habe aber nur Informationen
geliefert, die dazu gedient hätten, zivile Einrichtungen vor
Bombardierungen zu schützen.
Ein ehemaliger Mitarbeiter des amerikanischen
Verteidigungsministeriums, der anonym bleiben will, schildert
"Panorama" die Rolle der deutschen BND-Agenten jedoch anders: "Sie
gaben uns direkte Unterstützung. Sie gaben uns Informationen für die
Zielerfassung."
Der ehemalige Pentagon-Mitarbeiter schildert einen Vorgang
detailliert: So hätten die USA den irakischen Diktator Saddam Hussein
am 7. April 2003 in einem Gebäude im Bagdader Stadtviertel Mansur
lokalisiert. Das Indiz seien mehrere schwarze Mercedes-Limousinen
gewesen. Auf DIA-Anfrage sollen die BND-Agenten die Örtlichkeit
ausspioniert und die Anwesenheit von mehreren schwarzen
Mercedes-Fahrzeugen bestätigt haben. Wenig später schlug eine Bombe
ein und zerstörte zwei Häuserblocks. Saddam Hussein war nicht in dem
Gebäude. Mindestens zwölf Zivilisten starben. Die US-Quelle zu
"Panorama" über die Arbeit der Deutschen: "Diese war sehr wichtig für
die Bombardierung an diesem Tag."
Dieser Vorgang wird von Quellen im BND bestritten. Solche
Informationen seien nie geliefert worden.
Der ehemalige Pentagonmitarbeiter schildert detailliert, dass die
Zusammenarbeit zwischen DIA und BND im Dezember 2002 vereinbart
worden sei. Die BND-Agenten hätten sich für die Antikriegshaltung der
Bundesregierung entschuldigt. In der rot-grünen Regierung 2003 war
noch der jetzige Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier für den
Bundesnachrichtendienst verantwortlich. Er lehnte Auskünfte gegenüber
"Panorama" mit der Begründung ab, man werde den zuständigen
parlamentarischen Gremien Informationen geben.
Quelle: Pressemitteilung NDR Norddeutscher Rundfunk