Familie beklagt Vereinnahmung Bonhoeffers durch Trump-Lager
Archivmeldung vom 18.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Familie des NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer warnt vor einem Missbrauch des Theologen im US-Wahlkampf durch rechte Kreise im Lager von Donald Trump.
"Mit Entsetzen verfolgen wir, wie das Vermächtnis von Dietrich
Bonhoeffer zunehmend von rechtsextremen Antidemokraten, Fremdenfeinden
und religiösen Hetzern verfälscht und missbraucht wird", heißt es in
einem offenen Brief, über den die Zeitungen der Funke-Mediengruppe
(Freitagausgaben) berichten. Der Appell ist von 86 der 100 erwachsenen
Nachkommen von Bonhoeffers Geschwistern unterzeichnet.
Weiter
heißt es dort: "Als direkte Nachfahren der sieben Geschwister des
Theologen und von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpfers können
wir aufgrund der Familienüberlieferung bezeugen: er war ein
friedliebender, freiheitlich gesinnter Menschenfreund. Niemals hätte er
sich in der Nähe rechtsextremer, gewalttätiger Bewegungen gesehen, die
heute versuchen, ihn zu vereinnahmen. Im Gegenteil, er hätte genau diese
Haltungen kritisiert."
Deutsche und US-Theologen hatten bereits
Mitte der Woche ebenfalls in einem offenen Brief gegen die Vereinnahmung
des NS-Widerstandskämpfers protestiert. Christliche Nationalisten
beriefen sich in der aufgeheizten Stimmung in den USA immer häufiger auf
Bonhoeffer. Sein Leben und Werk würden in diesem Milieu zunehmend dazu
benutzt, politische Gewalt zu legitimieren, heißt es dort. Unterzeichnet
ist der Brief unter anderen von den beiden ehemaligen Ratsvorsitzenden
der Evangelischen Kirche (EKD), Wolfgang Huber und Heinrich
Bedford-Strohm.
Die Bonhoeffer-Familie beklagt in ihrem Brief,
dass Bonhoeffer-Zitate heute aus dem Zusammenhang gerissen sowie zu
frommen Sprüchen und Widerstandspathos degradiert würden. Mit diesen
Versatzstücken würden sich inzwischen viele schmücken, deren Absichten
Bonhoeffers Denken und Handeln diametral widersprächen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur