Bundesnachrichtendienst vertuschte das Verschwinden eines Deutsch-Ägypters in geheimem US-Gefängnis
Archivmeldung vom 28.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Bundesnachrichtendienst hat nach Informationen des ZDF- Magazins "Frontal 21" die Suche nach einem verschwundenen Deutsch- Ägypter behindert. Der damals 69jährige Abdel-Halim K. war von Maskierten aus dem Hotel "Hollywood" in Sarajevo nach Tuzla in das US-Militärgefängnis verschleppt worden.
Nach seinem plötzlichen
Verschwinden ließ die Familie nach Abdel-Halim K. suchen, der schon
seit längerem in München lebte. Sein Rechtsanwalt versuchte bei
deutschen Behörden erfolglos, etwas über den Verbleib seines
Mandanten zu erfahren. Der Anwalt: "Es wurde gemauert."
Aus BND-Unterlagen, die Frontal 21 vorliegen, geht hervor, dass
der Rechtsanwalt auch einen BND-Mitarbeiter in Sarajevo anrief. Der
leugnete jedoch nach eigenen Worten, dass er BND-Mitarbeiter sei und
Kenntnis von einer Verhaftung habe. Über den Anruf des Anwalts und
seine Reaktion informierte der BND-Mitarbeiter auch seine
Dienststelle.
Dabei hatte er schon zuvor von zwei BKA-Kollegen während einer
gemeinsamen Autofahrt persönlich erfahren, dass Abdel-Halim K. und
sein Begleiter in Tuzla gefangengehalten und offensichtlich
misshandelt würden. Einer der beiden BKA-Beamten hatte dabei seine
Einschätzung widergegeben, "... dass die Amerikaner in Tuzla das
machen würden, wofür in Den Haag Serben vor dem ITCY (Internationaler
Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien) landen."
Dieser BKA-Beamte berichtete dem Untersuchungsausschuss des Bundestages am vergangenen Donnerstag, dass er nach seiner Rückkehr aus Bosnien unverzüglich einen dreiseitigen Bericht über die Lage des Deutsch-Ägypters in Tuzla für die Nachrichtendienst-Lage im Kanzleramt geschrieben habe. Anfang Oktober 2001 müssen demnach im Kanzleramt Erkenntnisse über die Haftumstände Abdel-Halim K.s im Geheimgefängnis der USA in Tuzla vorgelegen haben.
Quelle: Pressemitteilung Frontal 21/ZDF