Wird neuster Französischer Atomreaktor zum „Fiasko“?
Archivmeldung vom 02.11.2019
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit dem neusten sogenannten Europäischen Druckwasserreaktor, kurz EPR, wollte Frankreich neue Maßstäbe in der Atomkraft setzen. Doch das Projekt stockt. Seit dem Baubeginn im Jahr 2007 kam es immer wieder zu Pannen. Kritische Stimmen werden lauter – auch in der französischen Politik, ist beim russischen online Magazin "Sputnik" zu lesen.
Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "Der EPR, der im französischen Flamanville gebaut wird und einen neuen Meilenstein in der Atomtechnik darstellen sollte, droht zu einem Desaster zu werden. Der neuartige Reaktortyp wird von Kritikern immer öfter als ein „Fiasko“ bezeichnet. Nun stellt sich sogar der französische Wirtschaftsminister auf diese Seite.
„Es handelt sich um einen Fehlschlag für die gesamte französische Atomindustrie. Wir müssen den Misserfolg eingestehen, um daraus zu lernen und alle nötigen Konsequenzen zu ziehen“, so die klaren Worte von Bruno Le Maire.
Kosten explodieren
Das Ausmaß des „Misserfolges“ lässt sich zurzeit an den steigenden Kosten erkennen.
„Der Bau des Reaktors in Flamanville sollte knapp über drei Milliarden Euro kosten und viereinhalb Jahre dauern. Nun ist er vier Mal teurer und braucht 15 Jahre Bauzeit.“
In einem dazu veröffentlichten Bericht werden auf 34 Seiten zahlreiche Mängel und Pannen aufgelistet. Diese erstrecken sich von Problemen beim Beton über Mängel bei der Ausführung der Arbeiten bis hin zu zuletzt großen Problemen wegen nicht sicherheitskonformer Schweißnähte in einem wichtigen, aber unzugänglichen Anlagenbereich.
Insgesamt attestiert der Bericht der französischen Atomindustrie nichts weniger als technischen Kompetenz-Verlust.
Besonders ist auch die Tatsache, dass solche Berichte früher nie an die Öffentlichkeit gebracht wurden, was man jedoch diesmal zuließ.
„Die sehr ungewöhnlich klaren und scharfen Worte sagen eindeutig, dass das ein Fiasko ist und dass dies durch die gesamte Verantwortungskette läuft. Das heißt, es gibt nicht nur ein Phänomen, sondern im Grunde genommen von der Qualifikation der Bauarbeiter bis zum Topmanagement haben im Grunde genommen alle versagt“, erklärt hierzu der Experte für Energiepolitik, Mycle Schneider.
Trotz der zahlreichen Mängel hält Paris im Moment an seinen umfangreichen Plänen dennoch fest. Man werde die „Gründe des Misserfolgs“ identifizieren und Verbesserungen ausarbeiten.
Insgesamt will die französische Regierung nämlich sechs neue Atomkraftwerke vom Typ EPR in Auftrag geben."
Quelle: Sputnik (Deutschland)