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Türkische Gemeinde: Vorgehen gegen Yücel Vorgeschmack auf Erdogans Verfassungsänderung

Archivmeldung vom 28.02.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.02.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Deniz Yücel (2014)
Deniz Yücel (2014)

Von blu-news.org - Deniz Yücel, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36382520

Nach Ansicht der Türkischen Gemeinde in Deutschland gibt die Inhaftierung des "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel in der Türkei einen Vorgeschmack auf die von Präsident Recep Tayyip Erdogan geplante Verfassungsänderung. "Dass Yücel und sehr viele andere Journalisten in der Türkei willkürlich mit Terror-Organisationen in Verbindung gebracht und inhaftiert werden, zeigt die Beliebigkeit, mit der in der Türkei gegen Kritik vorgegangen wird", sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Gökay Sofuoglu, der "Welt".

Es sei "dabei kein Zufall, dass dies im Vorfeld der Abstimmung über die von Präsident Erdogan geplante Verfassungsänderung" geschehe. Man könne am Fall Yücel "erkennen, was in der Türkei passieren wird, wenn die Verfassung tatsächlich geändert wird", so Sofuoglu: "Es geht um die Abschaffung der Gewaltenteilung und eine dauerhafte, massive Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit."

Die Türkische Gemeinde in Deutschland hatte sich kürzlich gegen die Verfassungsänderung ausgesprochen und die Türken aufgerufen, den Plan bei der Volksabstimmung im April abzulehnen. Hierfür, so Sofuoglu, werde dem Verband auch von vielen in Deutschland "immer wieder Volksverrat vorgeworfen". Sowohl in der Türkei als auch innerhalb der türkischen Gemeinschaft in Deutschland gebe es bei vielen Menschen "eine sehr undifferenzierte, emotionalisierte Sichtweise, bei der sehr schnell alle Kritiker Erdogans für Vaterlandsverräter gehalten werden". Viele Türken ließen sich "von türkischen Politikern weismachen, Journalisten seien Mitglieder von Terrorgruppen". Diese Behauptung werde oft "ungeprüft" übernommen, und deshalb würden viele Menschen "es mit großem Wohlwollen" betrachten, "wenn Journalisten drangsaliert und inhaftiert werden". Es gebe aber auch andere, kritische Stimmen unter den Türken. Daher müsse die deutsche Mehrheitsgesellschaft bereit sein "zu lernen, dass es in der Türkei und genauso in der türkischen Community in Deutschland nicht nur Erdoganisten gibt", so Sofuoglu weiter: "Es wäre sehr hilfreich, wenn sich die deutsche Gesellschaft für die demokratischen und kritischen Kräfte unter den Türken öffnen und sie wohlwollend unterstützen würde."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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