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Globale Militarisierung 2012: Länder des Nahen und Mittleren Osten weiter in Spitzenposition

Archivmeldung vom 21.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Weltkarte GMI 2012
Quelle:  (idw)
Weltkarte GMI 2012 Quelle: (idw)

Zum dritten Mal veröffentlicht das BICC (Internationales Konversionszentrum Bonn – Bonn International Center for Conversion) den Globalen Militarisierungsindex (GMI). Der aktuelle Index untersucht die Militarisierungsgrade von 149 Ländern und dokumentiert die Entwicklung seit 1990. Der aktuelle GMI 2012 bestätigt den Trend, nach dem die Region des Nahen und Mittleren Osten weltweit am höchsten militarisiert ist.

Im Jahr 2010 (das letzte Jahr, für das aktuelle Daten vorlagen) belegen Israel, Singapur, Syrien, Russland, Jordanien, Zypern, Südkorea, Kuwait, Griechenland und Saudi-Arabien die ersten zehn Plätze des GMI. Dieser Index definiert den Militarisierungsgrad eines Landes unter anderem dadurch, wie sich die staatliche Mittelverteilung an das Militär zum Bruttoinlandsprodukt oder zu anderen gesellschaftlichen Bereichen wie z.B. der medizinischen Versorgung verhält. Auch wenn die USA im Globalen Militarisierungsindex 2012 Platz 30 von insgesamt 149 Staaten einnehmen, steht ihr Verteidigungsbudget mit 687 Milliarden US-Dollar weiter weltweit an der Spitze. „Der GMI weist jedoch nach, dass auch die Militarisierung der Vereinigten Staaten in den letzten zehn Jahren zugenommen hat. Der Index ermöglicht es, diesen Trend weiter im Auge zu behalten“, erläutert Jan Grebe, Projektleiter am BICC.

Naher und Mittlerer Osten weit vorn

Fünf der ersten zehn Länder des GMI sind im Nahen und Mittleren Osten zu finden: Israel (Rang 1), Syrien (Rang 3), Jordanien (Rang 5), Kuwait (Rang 8) und Saudi-Arabien (Rang 10). Fast alle Länder des Nahen und Mittleren Ostens rangieren innerhalb der ersten 40 Plätze des GMI. Dies ist ein Beleg für die insgesamt hohe Militarisierung in dieser konfliktreichen Region – der Iran steht hier z.B. an 32. Stelle. Vor dem Hintergrund des arabischen Frühlings, den anhaltenden Unruhen und den politischen Konflikten in einigen Staaten bergen die hohen Militarisierungsgrade potenziell die Gefahr, die Region weiter zu destabilisieren. „Hohe Militarisierungsgrade können dazu beitragen, dass sowohl innere als auch äußere Konflikte gewaltsam ausgetragen werden“, erklärt Marc von Boemcken, BICC-Experte.

„Im Nahen und Mittleren Osten sind die massiven Waffenkäufe, die u.a. Saudi-Arabien in den letzten Jahren getätigt hat und weiter fortsetzt, möglicherweise Anzeichen für eine Dynamik des regionalen Wettrüstens“, warnt Jan Grebe. Ähnliche Trends der regionalen Rüstungseskalation lässt der GMI auch für Asien und Lateinamerika erkennen.

Tendenzen zum regionalen Wettrüsten

Mit Singapur (Rang 2) und Südkorea (Rang 7) befinden sich im Jahr 2010 erneut zwei der höchst militarisierten Länder der Welt in Südost- und Ostasien. „Für Nordkorea liegen keine verlässlichen Zahlen über Militärausgaben und Stärke der Streitkräfte sowie zur Anzahl schwerer Waffensysteme vor. Eine Berechnung des Militarisierungsgrad ist daher zwar nicht möglich, doch es ist anzunehmen, dass es sich um das höchst militarisierte Land der Welt handelt“, bemerkt Marc von Boemcken. China (Rang 83) und Indien (Rang 75) weisen mittlere Militarisierungsgrade auf. Was die Rüstungsausgaben angeht, liegt China jedoch mit 114 Milliarden US-Dollar weltweit auf Platz 2 – mit seit Jahren steigender Tendenz. Die Reaktion vieler Länder der Region gerade auf die Rüstungsanstrengungen Beijings mag sich in Zukunft auch auf die Entwicklung ihres Militarisierungsgrades auswirken.

In Südamerika finden sicht recht konstante, teilweise hohe Militarisierungsgrade. Chile (Rang 34) und Ecuador (Rang 36) sowie Peru (Rang 48) und Kolumbien (Rang 49) haben regionale Spitzenstellungen. Mögliche Ursache können die ungelösten Territorialkonflikte oder auch der Konflikt in Kolumbien sein. Brasilien liegt zwar mit Rang 76 nur im mittleren Bereich des GMI. Seine Rüstungsausgaben im Jahr 2010 lagen jedoch mit rund 28 Milliarden US-Dollar vor dem Hintergrund eines konstanten jährlichen Aufwuchses weit vor allen anderen lateinamerikanischen Staaten. „Hier stellt sich die Frage, ob es Tendenzen zu einem regionalen Wettrüsten gibt, das Brasilien anführt“, überlegt Jan Grebe.

Der GMI stützt sich u.a. auf Zahlen des Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI, des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des BICC. Das Ranking zeigt die Militarisierung von 161 Staaten seit 1990. Er wird jährlich durch das BICC aktualisiert. Der GMI des BICC wird durch das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.

Quelle: Bonn International Center for Conversion (BICC) (idw)

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