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Achtung Sprengstoff: Moskau in Bomben-Stimmung

Archivmeldung vom 15.07.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.07.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Moskau. Zwei Tage, nachdem im Fundament des abgerissenen Hotels „Moskwa“ über eine Tonne TNT entdeckt wurden, haben Moskauer Bombenexperten wieder alle Hände voll zu tun –mit Munition aus dem 2. Weltkrieg. Russland-Aktuell, berichtet

Aus dem Inhalt:

Dieses Mal ist es zwar harmloser, als die 1.160 Kilogramm TNT im Zentrum Moskaus, aber doch immens: Die Sprengstoffexperten mussten ein Granatwerfer- und zwei Haubitz-Geschosse aus dem 2. Weltkrieg unschädlich machen, die auf einer Baustelle gefunden wurden.

Die explosiven Zeitzeugnisse sind in Moskau leider keine Seltenheit. Anfang der 1980-er Jahre hatten Elektriker Stromeitungen im Keller des Duma-Gebäudes (in dem damals noch „Gosplan“, die Denkzentrale der Planwirtschaft, untergebracht war) kontrolliert. Dabei stießen sie durch Zufall auf Kabel, die im Schaltplan nicht verzeichnet waren: In den Kellergewölben des Amtes lagerten mehrere hundert Kilogramm hochexplosives TNT – eine mit Zündschnüren versehene Hinterlassenschaft aus dem 2. Weltkrieg.

Insgesamt soll Moskau bis reich an unentdeckten TNT-Lagern sein. Ein ehemaliger Geheimdienst-General erinnerte sich in seinen Memoiren: „Im Herbst 1941 verminten wir alle Gebäude, die für den Feind von Bedeutung sein könnten“. In dieses Kategorie seien Fabrikanlagen, Vorortsvillen hoher Parteibonzen, U-Bahnstationen, Verwaltungsgebäude und Bahnhöfe.

Selbst das Bolschoi-Theater könnte laut Tageszeitung „Iswestja“ noch immer vermint sein. Stalins Geheimdienst vermutete, dass Hitler nach einer Eroberung Moskaus womöglich in dem Theater seine Siegesrede halten würde.

Die Offensive der Wehrmacht wurde 1941 30 Kilometer vor dem Kreml gestoppt. Die Dokumente der Sprengstoff-Kommandos seien zu diesem Zeitpunkt bereits verbrannt worden, damit sie nicht den Deutschen in die Hände fielen, so der Geheimdienst-Veteran. Deswegen wisse heute kaum noch jemand, welche Häuser in Moskau noch vermint wurden.

Der Sprengstoff ist nicht harmlos

Als die 58 hoch explosiven Kisten aus dem „Moskwa“-Fundament geborgen waren, erklärten die Moskauer Stadtväter, dass das TNT nach der Jahrzehnte langen Lagerung ungefährlich und bereits „in seine Einzelbestandteile zerfallen“ sei.

„Im Irak-Krieg haben Amerikaner teilweise Munition von 1907 verschossen“, widersprach ein Sprengstoff-Fachmann in einem „Iswestia“-Interview der offiziellen Version. Fehlschüsse soll es dabei kaum gegeben haben. TNT sei nahezu altersunanfällig und behalte seine Sprengwirkung über Jahrzehnte. Wenn die 1.160 Kilogramm TNT im „Moskwa“-Fundament explodiert wären, hätte es keine Metrostation und keinen unterirdischen Handelskomplex „Ochotnyj Rjad“, keine Duma und kein Historisches Museum mehr gegeben.

Nach den letzten Funden sollen nun alle wichtigen Gebäude im Zentrum Moskaus, die vor 1941 gebaut wurden – wie zum Beispiel die Lenin-Bibliothek – nach explosiven Materialien abgesucht werden. Gute Aussichten auf weitere Bomben-Funde haben jedenfalls die Restaurateure des Bolschoi-Theaters: Der Bau soll de facto von Grund auf wieder aufgebaut werden – inklusive neues Fundament.

Quelle: http://www.aktuell.ru/moskau/stadtnews/achtung_sprengstoff_moskau_in_bomben_stimmung_964.html

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