Im Südsudan droht neue Hungerkrise
Archivmeldung vom 05.06.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNahezu unbeachtet von der Weltöffentlichkeit dauert der Bürgerkrieg im Südsudan an. Allein in den vergangenen Wochen sind 100.000 Menschen vor schweren Kämpfen geflohen. Nun droht eine neue Hungerkrise, da viele Bauern ihre im Grunde sehr fruchtbaren Felder in der Pflanzsaison nicht bestellen konnten. Vorbote sind rasant steigende Nahrungsmittelpreise.
Wie die die SOS-Kinderdörfer im Südsudan mitteilen, haben sich die Nahrungsmittelpreise in dem bitterarmen Bürgerkriegsland in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt. Die Schwäche des sudanesischen Pfunds und die Verknappung des Dollars heizen die Preisexplosion an. Auch die SOS-Familien im Not-Kinderdorf in Juba sind betroffen. Ein Interview mit Kiros Aregawi, Mitabeiter der SOS-Kinderdörfer im Südsudan.
Wie wirken sich die aktuellen Preissteigerungen aus?
Normalerweise kostet ein Kilo Zucker 5 SSP (5 Südsudanesische Pfund, entsprechen ca. 1,50 Euro), heute müssen wir 16 SSP dafür zahlen. Ein Laib Brot gab es für ebenfalls für 5 SSP, doch nun kosten die Brote schon 6 SSP und sind kleiner. Auch die Kosten für einen Sack Bohnen, ein Grundnahrungsmittel im Südsudan ist doppelt so viel wie noch vor zwölf Monaten.
Worin sehen Sie die Ursachen für den Anstieg der Preise? Die Preise waren noch nie so hoch wie jetzt. Der Anstieg der Preise liegt vor allem daran, dass Dollars immer knapper werden. Der offizielle Wechselkurs liegt bei 11 SSP für einen Dollar, doch man bekommt selbst auf der Bank kaum noch Devisen. Diejenigen, die ein paar Dollars ergattern, verkaufen sie teuer auf dem Schwarzmarkt. Das macht die Situation noch schlimmer.
Besteht die Gefahr einer neuen Hungerkatastrophe?
Ja, die aktuelle Preisexplosion könnte der Vorläufer einer drohenden Hungerkatastrophe sein. Unsere Bauern haben nichts zu ernten und nichts zu verkaufen. Der Krieg hat sie aus ihrer Heimat vertrieben, seit vergangenem Dezember konnten sie ihre Felder nicht bestellen. Da der Südsudan nicht genügend Lebensmittel für den Eigenbedarf produziert, sind wir auf Importe aus Ländern wie Kenia oder Uganda angewiesen. Doch das Land hat derzeit keine Dollars um in den Nachbarländern Nahrungsmittel zu kaufen. Haupteinnahmequelles Südsudans ist das Öl. Doch durch den Krieg sind die Ölfördermengen um ein Drittel zurückgegangen und die Regierung hat nicht genug Devisenreserven."
Müssen die Menschen jetzt schon hungern?
Jeder hier ist betroffen. Viele Familien versuchen, weniger zu essen und müssen von nur einer Mahlzeit am Tag überleben. Auch im SOS-Kinderdorf versuchen die Mütter, Nahrungsmittel zu sparen. Und wir rechnen damit, dass die Preise weiter steigen.
Quelle: SOS-Kinderdörfer weltweit/Hermann-Gmeiner-Fonds (ots)