Mutmaßlicher IS-Terrorist will nach Deutschland
Archivmeldung vom 04.02.2019
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Freigeschaltet durch André OttEiner der berüchtigtsten deutschen IS-Kämpfer bereut in einem Interview mit NDR und SWR seine Taten und will zurück nach Deutschland. Der aus Bonn stammende Fared Saal sitzt derzeit bei kurdischen Streitkräften in Nordsyrien in Haft. Fared Saal wurde durch ein IS-Propagandavideo international bekannt, in dem er vor einem Leichenberg kauert und die Opfer verhöhnt. "Wir haben die Tiere abgeschlachtet", prahlte er damals.
Der heute 29-Jährige gibt an, Grund für das Video sei der Plan gewesen, ihn bekannt zu machen. Wegen seiner Sprachkenntnisse habe seine Aufgabe darin bestanden, neue Rekruten im deutsch- und englischsprachigen Raum anzuwerben und die Schleusung in das Hoheitsgebiet des so genannten Islamischen Staates zu organisieren. In der Folge sei er an der syrisch-türkischen Grenze eingesetzt worden. Später habe er auch in einem Kampfbataillon gedient, aber nur Wache geschoben und in der Verwaltung gearbeitet.
Zu dem Video sei er nicht gezwungen worden, gestand Saal nun gegenüber NDR und SWR. "Es war nur ein System, was mir vorgegeben worden ist und ich es gemacht habe. Aber ich hätte auch nein sagen können." Auf die Frage, ob er nachvollziehen könne, dass gegen ihn auch im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen ermittelt würde, antwortete er: "Definitiv!"
Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe ermittelt inzwischen gegen eine Vielzahl deutscher IS-Anhänger auch wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen. "Ganz konkret geht es dabei um die Teilnahme an Hinrichtungen und Folterungen, aber auch an Plünderungen und - auch damit sind wir bei unseren Ermittlungen befasst - an der Haltung von Menschen als Sklaven", sagte die Sprecherin des Generalbundesanwaltes, Frauke Köhler, gegenüber NDR und SWR.
Seit Monaten wird hierzulande diskutiert, wie die Bundesregierung mit deutschen IS- Anhängern, die in nordsyrischen Gefängnissen sitzen, umgehen und ob sie die deutschen Staatsbürger zurückholen soll. Das Auswärtige Amt teilte auf Anfrage mit, eine konsularische Betreuung sei derzeit faktisch unmöglich. Man prüfe aber in Einzelfällen, insbesondere in humanitären Fällen, mögliche Optionen, um deutschen Staatsangehörigen eine Ausreise aus Syrien zu ermöglichen.
Frankreich dagegen hatte Mitte der Woche angekündigt, 130 seiner Staatsbürger zurück zu nehmen. Darunter seien Männer, Frauen und Kinder. Sie würden anschließend in Frankreich vor Gericht gestellt, erklärte der französische Innenminister.
Auch Fared Saal möchte wieder zurück nach Deutschland. "Wenn es nun Gefängnis sein muss, dann bevorzuge ich ein Gefängnis, wo man dann gewisse Rechte hat. Menschenrechte et cetera", erklärte er.
Mehr dazu im ARD-Weltspiegel am Sonntag, 3. Februar, um 19.20 Uhr im Ersten
Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)