Opfer der chinesischen Polizei-Psychiatrie berichtet über seine Qualen
Archivmeldung vom 02.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenige Tage vor dem Besuch von Chinas Staatspräsident Hu Jintao in Berlin am 10. November hat zum ersten Mal ein bekannter chinesischer Dissident in Deutschland Asylgefunden. Der 56 Jahre alte Wang Wanxing wurde 13 Jahre in einem Psychiatriekrankenhaus in Peking festgehalten, wie die ZEIT berichtet.
Er war 1992 bei einer Demonstration auf dem Platz des
Himmlischen Friedens verhaftet worden. Er ist der erste Häftling aus
einem der Gulag-ähnlichen Krankenhäuser, der über die Leiden dort
berichtet. Wang Wanxing lebt seit fast drei Monaten mit seiner
Familie in Frankfurt am Main.
Der ZEIT berichtet er Einzelheiten über seine Leidenszeit in der
chinesischen Polizeipsychiatrie. Täglich seien die Patienten mit
Stromstößen gequält worden. "Manchmal mussten alle Insassen einer
Abteilung zur Bestrafung antreten, einer nach dem anderen, weil
Krankenschwestern und Ärzte ihren Frust loswerden wollten", berichtet
Wang. Den Patienten sei eine Nadel in die Oberlippe gestochen worden,
über die sie die Stromstöße erhielten. War jemand gegen den Schmerz
bereits abgestumpft, so wurde die elektrische Spannung abwechselnd
auf hoch und niedrig eingestellt. "Für die Opfer war die Behandlung
extrem schmerzhaft", sagt Wang der ZEIT.
Für ihn sei es die größte Qual gewesen, als gesunder Mensch 13
Jahre lang fast ausschließlich von Geisteskranken umgeben zu sein.
Stets habe er unter Gewaltdrohungen der Patienten gelitten. Er habe
zugesehen, wie zwei Mitinsassen im Beisein des Personals ermordet
wurden. Wang: "Es gibt keinerlei gerichtlichen Prozess, keinerlei
Zugriff auf einen Anwalt. Gegen das polizeiliche Urteil, geisteskrank
zu sein, besteht keine Einspruchsmöglichkeit, es ist zeitlich nicht
begrenzt. Das macht die Hoffnung auf Entlassung für die Insassen so
schwer, schwerer als im Gefängnis oder Arbeitslager, wo die Strafen
zeitlich begrenzt sind."
Quelle: Pressemitteilung DIE ZEIT