Türkei: Von fast 3,7 Millionen Einwanderer leben nur 235.000 in Lagern
Archivmeldung vom 23.12.2017
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Freigeschaltet durch André OttNur ein kleiner Teil der in der Türkei lebenden Einwanderern ist in Einwandererlagern untergebracht. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Linken hervor, berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Demnach sind von den fast 3,7 Millionen Einwanderern im Land nur 235.000 in den insgesamt 21 Lagern einquartiert. "Der weitaus größte Teil [...] lebt [...] im städtischen und ländlichen Raum, wobei die Qualität der Unterkünfte sehr unterschiedlich ist", schreibt das Auswärtige Amt. Die Versorgung der überwiegend aus Syrien stammenden Menschen sei weiterhin "eine große Herausforderung".
Das vor etwas mehr als zwei Jahren geschlossene Flüchtlingsabkommen zwischen Türkei und Europäischer Union bewertet die Bundesregierung als erfolgreich. Das Auswärtige Amt begründet dies unter anderem mit dem starken Rückgang von Todesfällen in der Ägäis. Immer wieder war es hier in der Vergangenheit zu Bootsunglücken gekommen, als Flüchtlinge versuchten, nach Griechenland überzusetzen. Aus Sicht der Bundesregierung sind Schutzsuchende in der Türkei "grundsätzlich sicher".
Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke bezeichnete diese Einschätzung als "mehr als zynisch". "Die Türkei ist eine Diktatur und das Erdogan-Regime ist unberechenbar", sagte die Bundestagsabgeordnete der "NOZ". Die Bundesregierung bemesse den Erfolg des Abkommens vor allem daran, in wie weit es gelänge, Schutzsuchende von den EU-Außengrenzen abzuhalten. "Das Wohl der in der Türkei gestrandeten Flüchtlinge ist ihr dagegen egal - nach der Maxime: aus den Augen, aus den Sinn", so Jelpke.
Wie aus der Antwort des Auswärtigen Amtes weiter hervorgeht, hat Deutschland in diesem Jahr etwa 135 Millionen Euro für Bildungsprojekte sowie humanitäre Maßnahmen in der Türkei ausgegeben. Hinzu kommen für 2017 etwa 442 Millionen Euro für Nordsyrien. Laut Bundesregierung halten sich in der Region 3,2 Menschen auf - darunter Binnenflüchtlinge und lokale Anwohner, die auf Unterstützung angewiesen sind. "Von diesen weisen demnach rund 716000 Menschen einen dringenden humanitären Bedarf auf", heißt es.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)