Merkels Versprechen einer "echten Partnerschaft" mit Afrika ist
Archivmeldung vom 08.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Afrika-Reise gegebene Versprechen, ihr Ziel sei eine "echte Partnerschaft" mit Afrika, ist nach Ansicht von Attac unglaubwürdig. Den Beleg dafür sieht das globalisierungskritische Netzwerk in den Verhandlungen über umfassende Freihandelsabkommen (Economic Partnership Agreements - EPAs) zwischen der EU und den AKP-Staaten (Afrika, Karibik, Pazifik).
"Wie bereits
beim G8-Gipfel bedient sich Merkel einer weichgespülten Rhetorik, um
über eine knallharte Wirtschaftspolitik im Interesse der
Industrienationen und des großen Geldes hinwegzutäuschen", sagte
Roland Süß vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis.
So hatte Merkel "notwendige Reformen" in Afrika angemahnt. Was sie
darunter versteht, zeigen die EPAs-Verhandlungen, in denen die EU die
AKP-Staaten unter Druck setzt, ihre Märkte beinahe unbegrenzt für
Produkte, Dienstleistungen und Investitionen aus Europa zu öffnen.
"Diese Art von Reformen gefährdet die Lebensgrundlage von Millionen
von Menschen in Afrika", kritisierte Roland Süß. Heimische Industrien,
lokale Unternehmen und Kleinbauern könnten der europäischen Konkurrenz
nicht Stand halten. Bereits heute überschwemmt die EU Afrika mit
subventionierten Lebensmitteln. "Damit zerstören wir dort lokale
Märkte. Die Folgen sind katastrophal", betonte Roland Süß. Noch mehr
Opfer werde ein weiterer Abbau von Importzöllen und -quoten fordern,
den die EPAs vorsehen. Zudem machen Importzölle bis zu 40 Prozent der
Staatseinnahmen einiger Länder Afrikas aus.
"Spielräume für eine demokratische Wirtschaftspolitik wären mit den
EPAs so gut wie abgeschafft", stellte Frauke Banse von der
Attac-Projektgruppe "Stop EPAs" fest. So könnten die AKP-Staaten kaum
noch eigene Sozial- und Umweltauflagen für ausländische
Direktinvestitionen festlegen. Europäische Unternehmen müssten kaum
Steuern bezahlen und könnten leichter ihr Kapital außer Landes
schaffen. "Das kann zu wirtschaftlicher Instabilität bis hin zur
Finanzkrise führen", sagte Frauke Banse. Sollten die AKP-Staaten sich
weigern, die Abkommen zu unterschreiben, droht die EU ihnen
schlechtere Importmöglichkeiten für den europäischen Markt an. Auch
Entwicklungshilfe soll an die Zustimmung zu den EPAs gebunden werden.
Attac fordert ein sofortiges Ende der Verhandlungen über EPAs. Roland
Süß: "Wer von einer echten Partnerschaft mit Afrika redet, darf diese
undemokratischen und entwicklungsfeindlichen Abkommen nicht zulassen.
Alles andere wäre heuchlerisch."
Quelle: Pressemitteilung Attac Deutschland