Washington
- Das amerikanische Militär hat am Freitagabend erstmals Details über
die bereits eingeräumten Koranschändungen im Gefangenenlager Guantánamo
auf Kuba veröffentlicht. Nach dem Bericht von Brigadegeneral Jay Hood
wurde ein Koran im März dieses Jahres mit Urin bespritzt. In
einem anderen Fall waren Ausgaben des Buches nass geworden, weil
Soldaten mit Wasserballons spielten. In zwei Fällen war auf
Koran-Ausgaben getreten worden. In der Englisch-Ausgabe eines Korans
war eine obszöne Bemerkung an den Rand gekritzelt. Hood betonte, es sei
unklar, ob dies von einer der Wachen oder von dem Gefangenen selbst
geschrieben wurde.
Hood
war mit der Untersuchung beauftragt worden, nachdem ein Artikel in der
Zeitschrift «Newsweek» Anfang Mai in moslemischen Ländern
leidenschaftliche Anti-US-Proteste ausgelöst hatte. Dabei waren in
Afghanistan und Pakistan mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen. Die
Zeitschrift hatte berichtet, dass in dem Lager ein Koran die Toilette
heruntergespült worden sei. Hood betonte am Freitag noch einmal, dass
es dafür keinerlei Anhaltspunkte gebe. Vielmehr habe ein
Gefangener selbst versucht, das Buch die Toilette hinunterzuspülen,
teilte Hood in einer Stellungnahme mit, die das für Guantánamo
zuständige Südkommando des US-Militärs in Miami veröffentlichte.
Insgesamt seien 15 Fälle bekannt, in denen Gefangene das heilige Buch
der Muslime entweihten. So habe ein anderer auf das Buch uriniert, ein
weiterer aus seiner Ausgabe Seiten herausgerissen. Der jüngste
Zwischenfall mit Wachen ereignete sich im März. Nach Angaben von Hood
urinierte ein Soldat in der Nähe eines Luftschachtes. Der Wind habe das
Urin durch den Schacht in den Zellblock getragen. Dort seien ein
Gefangener und sein Koran beschmutzt worden. Der Soldat sei umgehend
auf einen Wachturm versetzt worden, wo er keinen Kontakt mehr mit
Gefangenen hatte. «Misshandlungen des Korans sind in Guantánamo
äußerst seltene Vorkommnisse. Das Verhalten wird nie hingenommen»,
teilte Hood mit. Insgesamt seien in dem Lager 1600 Kopien des Korans
verteilt worden. Das US-Militär hält auf dem Stützpunkt rund 550 Männer
unter Terrorverdacht fest. Die meisten wurden 2001 und 2002 in
Afghanistan und im Irak festgenommen und werden dort bislang ohne
Anklage festgehalten. Die USA betrachten sie als «gesetzlose Kämpfer»,
denen kein Schutz als Kriegsgefangene zusteht. |