Debatte über Bidens Kandidatur hält an - Pressekonferenz geplant
Archivmeldung vom 11.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićObwohl US-Präsident Joe Biden wiederholt erklärt hat, dass er weiterhin für eine Wiederwahl kandidieren will, hält die Debatte unter den US-Demokraten zu einem möglichen Rückzug Bidens von seiner Kandidatur weiter an.
Der
designierte Präsidentschaftskandidat will am Donnerstagabend mit einer
Pressekonferenz nach dem Nato-Gipfel Rede und Antwort stehen, nachdem
Journalisten und Parteivertreter kritisiert hatten, dass man ihn kaum
mehr in Situationen ohne Teleprompter erlebe. Mehrere Abgeordnete,
darunter Brittany Perrersen und Dan Kildee, haben angekündigt, ihre
Unterstützung für den designierten Präsidentschaftskandidaten von dieser
Performance abhängig zu machen.
Unter den Demokraten im Kongress
haben sich bislang 14 Abgeordnete öffentlich gegen Biden ausgesprochen.
Zu ihnen gehört Hillary Scholten aus Michigan, einem der
wahlentscheidenden "Swing States". Joe Biden habe dem Land gut gedient,
schrieb sie am Donnerstag auf der Plattform X. "Um unserer Demokratie
willen muss er die Fackel an einen neuen Kandidaten für die Wahl 2024
weitergeben."
Mit Peter Welch warb am Mittwoch der erste Senator
offen für einen Rückzug Bidens. "Wir können die katastrophale Leistung
von Präsident Biden bei der Debatte nicht ungesehen machen. Wir können
die berechtigten Fragen, die seit dieser Nacht aufgeworfen wurden, nicht
ignorieren oder abtun", schrieb er in einem Meinungsartikel für die
"Washington Post". "Ich fordere Präsident Biden auf, sich aus dem Rennen
zurückzuziehen."
Einer Umfrage von Ipsos im Auftrag von
Washington Post und ABC News zufolge spricht sich mittlerweile die
Mehrheit der Anhänger seiner Partei für einen Rückzug Bidens von der
Kandidatur aus. Noch höher liegt der Anteil bei den Wählern ohne
Parteizugehörigkeit: Sieben von zehn "independents" wären für einen
anderen Kandidaten.
Auch der Rückhalt der ehemaligen Sprecherin
des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und Ex-US-Präsident Barack Obama
scheint nicht sicher zu sein. Trotz Bidens Aussage, nur der
"Allmächtige" könne ihn zum Aufgeben der Kandidatur bewegen, forderte
Pelosi ihn erneut auf, eine Entscheidung zu fällen. "Es liegt beim
Präsidenten zu entscheiden, ob er kandidieren wird. Wir alle ermutigen
ihn, diese Entscheidung zu treffen, denn die Zeit wird knapp",
formulierte sie in einem TV-Interview. Laut "Politico" soll Pelosi zudem
Demokraten in "swing districts" geraten haben, alles Nötige zu tun, um
ihre eigene Wiederwahl zu sichern, und damit aus Respekt vor Biden aber
zu warten, bis der Nato-Gipfel zu Ende ist.
George Clooney, der
noch im Juni eine Benefizaktion für die Wahlkampagne der Demokraten
abgehalten hatte, forderte Biden am Dienstag in der New York Times zum
Rückzug auf. Pikant daran ist, dass Obama, der kurz nach der für den
Präsidenten verheerenden TV-Debatte noch seinen ehemaligen
Vize-Präsidenten verteidigt hatte, "Politico" zufolge vorab über die
Pläne des Schauspielers Bescheid gewusst haben soll. Er soll nicht
versucht haben, ihn von seinen Plänen abzuhalten. Clooney gilt als
Freund Obamas, 2019 waren sie beispielsweise gemeinsam im Urlaub.
Bidens
Team sieht derweil noch "mehrere Wege", bei der Wahl die 270 nötigen
Wahlmännerstimmen für die Präsidentschaft zu erreichen. Doch auch sie
erkennen mittlerweile an, dass die Debatte gegen Trump ein "Rückschlag"
war. Die Staaten im Süden der USA sehen sie wohl auch angesichts der
schlechten Umfrageergebnisse nur noch als sekundär an und empfehlen eine
Konzentration auf den Wahlkampf in Michigan, Wisconsin und
Pennsylvania. Teile der Demokraten fürchten, dass wegen Bidens Schwäche
nicht nur die üblichen umkämpften Staaten verteidigt werden müssen,
sondern Trumps Vorsprung die Demokraten zahlreiche sicher geglaubte
Sitze in beiden Parlamentskammern kosten könnte - und damit Donald Trump
in einer zweiten Amtszeit ohne Widerstand aus dem Parlament seine Pläne
umsetzen könnte.
Quelle: dts Nachrichtenagentur