ROG fordert Sicherheit für Journalisten im Irak
Archivmeldung vom 13.08.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittReporter ohne Grenzen (ROG) ruft die Konfliktparteien im Irak dazu auf, die Sicherheit von Journalisten zu garantieren. Seit dem Vormarsch der militanten Gruppe Islamischer Staat (IS) ist es zu mehreren Übergriffen auf Medienvertreter gekommen. Zwei Journalisten wurden im Zusammenhang mit ihrer Arbeit bereits getötet.
"Seit Wochen werden Journalisten im Irak gezielt in die politischen und militärischen Auseinandersetzungen hineingezogen", sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin: "Nach UN-Resolution 1738 gelten Journalisten in gewaltsamen Konflikten als Zivilisten und sind als solche zu schützen. Die Konfliktparteien dürfen Journalisten nicht bei der Ausübung ihrer Arbeit behindern."
Erst vergangenen Freitag wurde Leyla Yildizhan, eine türkische Journalistin kurdischer Abstammung, bei Kämpfen zwischen kurdischen und islamistischen Kräften im Makhmour Flüchtlingscamp südwestlich der kurdischen Stadt Erbil getötet. Yildizhan, die unter dem Pseudonym Deniz Firat für die Firat Nachrichtenagentur arbeitete, wurde während eines Granatenbeschusses getötet, als sie über den Angriff islamistischer Kämpfer auf das Camp berichten wollte. (http://bit.ly/1r8pXOj) Bereits am 16. Juni wurde Khaled Ali Hamada, Kameramann des schiitisch orientierten Fernsehsenders Al-Ahad TV in der Stadt Diyala nördöstlich von Bagdad bei Kämpfen getötet. (http://bit.ly/1nOe5c8)
Propaganda im Internet
Parallel zu den Kämpfen nutzen die Konfliktparteien das Internet gezielt für Propaganda. Dies führt immer wieder zu vorübergehender Blockade der sozialen Dienste. Seit Wochen finden sich bei YouTube und Twitter Fotos und Videos, die von islamistischen Dschihadisten verübte, brutale Gewalt darstellen. Ob die Aufnahmen echt sind oder ob sie gezielt zu Propagandazwecken fabriziert wurden, bleibt unklar. Im Internet kursieren seit vergangener Woche nun mehrere Artikel und Tweets, denen zufolge der Zugang zu Twitter und Facebook in den kurdischen Gebieten seit vergangenem Donnerstag erschwert ist - vermutlich, um die "Verbreitung von Gerüchten" zu verhindern. (http://bit.ly/1nM1EO5)
Auch Medien und einzelne Journalisten wurden in den zurückliegenden Wochen gezielt angegriffen. Am Abend des 27. Juli wurde etwa Ayhan Saeed, Moderator bei Payam TV in der Stadt Dohuk im Norden des Kurdengebiets von Unbekannten so brutal zusammengeschlagen, dass er zur Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Saeed hat mehr als zwei Jahre lang das kurdischsprachige Fernsehprogramm von Payam TV moderiert. Sowohl er als auch Faruq Ali, der Geschäftsführer von Payam TV halten es für wahrscheinlich, dass Saeeds journalistische Arbeit einen Grund für den Angriff darstellt. Payam TV unterstützt die Patriotische Union Kurdistans (PUK), die Partei des ehemaligen irakischen Präsidenten Jalal Talabani. (http://bit.ly/1nOeivZ)
Auch die Redaktion von Al-Taakhi, einer arabischsprachigen Tageszeitung, wurde am 15. Juli in Bagdad gestürmt. Bewaffnete Unbekannte drohten den Journalisten Vergeltung an, wenn sie ihre Arbeit nicht unverzüglich einstellten und nahmen Fahrzeuge, Mobiltelefone, 15 Computer sowie Unterlagen und einen Geldbetrag von umgerechnet rund 5000 Euro mit. Die Tageszeitung Al-Taakhi unterstützt die Kurdistan Democratic Party (KDP), eine der beiden führenden Parteien im irakischen Kurdengebiet.
Reporter ohne Grenzen hat bereits im vergangenen Jahr in seinem Länderbericht "Unabhängiger Journalismus in Syrien - Ein Ding der Unmöglichkeit" auf die Bedrohung durch die Terrormiliz Islamischer Staat hingewiesen. Die Analyse finden Sie unter http://bit.ly/XgFyhI.
Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht der Irak auf Platz 153 von insgesamt 180 Staaten. Weitere Meldungen zur Lage der Medien in dem Land können Sie nachlesen unter http://en.rsf.org/iraq.html.
Quelle: Reporter ohne Grenzen e.V. (ots)