Illusion von Sicherheit: Liberale Vereinigung kritisiert Art und Ergebnis des EZB-Stresstests
Archivmeldung vom 27.10.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Das Ergebnis des Stresstests war genauso zu erwarten. Nun kann weiterhin behauptet werden, die Finanzkrise sei weitestgehend überstanden und die Probleme überschaubar. Tatsächlich aber ist das Gegenteil der Fall", so kommentiert Franz Niggemann, Vorstand der Liberalen Vereinigung, die gestern veröffentlichten Ergebnisse des EZB-Bankenstresstests.
Der Stresstest sei so konstruiert worden, dass er keine größeren Verwerfungen zu Tage fördert und das Bild, welches die EZB, Brüssel und die Regierungen der EU-Länder von der Lage zeichnen, bestätigt. So schaffe man aber keine Sicherheit, nur die Illusion davon. Niggemann kritisierte, dass etliche Risiken kaum beachtet wurden: "Staatsanleihen in den Bilanzen wurden komplett ignoriert. Zudem wurden außerbilanzielle Risiken, insbesondere die höchst problematischen OTC-Derivategeschäfte komplett ausgeblendet. Aber gerade in diesem Bereich liegen außerordentliche Risiken der Finanzinstitute."
Vorstandskollegin Susanne Kablitz wies auf die durch den Stresstest entstehende Wettbewerbsverzerrung hin: "Banken, die den Test bestanden haben, sind nun von der EZB mit einem Prüfsiegel versehen. Anleger werden also tendenziell ihr Kapital zu eben jenen, vermeintlich sicheren Banken hin umschichten. Damit befördert die EZB ganz aktiv die Konzentration in der europäischen Bankenlandschaft." Die hier geförderte Zentralisierung aber führe zur Schadensmaximierung, sollte auch nur einen Großbank pleite gehen. Entsprechend großzügig werde die EZB die Risiken eben jener Großbanken in ihre Bücher nehmen. Zudem werde so das erfolgreiche System der Sparkassen und Genossenschaftsbanken, welches Brüssel schon immer ein Dorn im Auge war, unterminiert. Kablitz abschließend: "Für ein sicheres Finanzsystem bedarf es kleinerer Bankhäuser, die ihr unternehmerisches Risiko selber tragen müssen und auch tragen können. Der Stresstest bewirkt letztlich das Gegenteil. Wieder einmal leistet Mario Draghi seinen alten Kollegen Schützenhilfe und die Steuerzahler werden am Ende einmal mehr dafür gerade stehen müssen."
Quelle: Liberale Vereinigung e. V. (ots)