"Bank-Run" auf Zypern ausgeblieben
Archivmeldung vom 28.03.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf Zypern ist am Donnerstag der erste Banktag nach knapp zwei Wochen ohne besondere weitere Vorkommnisse zu Ende gegangen. Schon am Vormittag war an machen Bankfilialen der Andrang von Journalisten größer als von Bankkunden. Ein Reporter sagte dem Radiosender WDR2 am Vormittag, vor dem Eingang einer Bank in Nikosia habe er sieben Kamerateams und zwei Rentner gesehen. Zwar gab es bei manchen Filialen zur Öffnung um 12 Uhr Ortszeit (11 Uhr deutscher Zeit) Schlangen mit mehreren Dutzend Wartenden, doch diese lösten sich meist nach spätestens einer Stunde auf.
Am Abend zuvor waren noch LKWs mit angeblich 5 Milliarden Euro in mehr oder weniger kleinen Scheinen vor der Zentralbank vorgerollt, das Geld kam direkt von der EZB. Mit zusätzlichem Sicherheitspersonal waren die Kreditinstitute auf einen regelrechten Ansturm vorbereitet, der aber schließlich ausbliebt. Präsident Nikos Anastasiadis lobte seine Landsleute für ihre "Reife und Besonnenheit". Ganz freiwillig war die allerdings nicht: So war bereits zuvor angekündigt worden, dass jeder Bankkunde maximal 300 Euro abheben darf. Dementsprechend stellten sich vor allem viele ältere Leute, die keine ATM-Karte haben, in die Schlange. Denn an den Geldautomaten gab es auch in den letzten Tagen in beschränktem Maße Bargeld. In den nächsten Tagen sollen die Beschränkungen des Kapitalverkehrs schrittweise gelockert werden. Zu spät dürfte das dann für die Kontoinhaber mit großen Guthaben ab 100.000 Euro aufwärts sein. Sie müssen sich aufgrund der angekündigten Kontoabgabe auf drastische Verluste einstellen, und ihnen hätte ein Anstehen vor den Bankschaltern aufgrund der Einschränkungen ohnehin nichts genutzt - sofern sie überhaupt auf Zypern leben.
Zyperns Ex-Präsident Georges Vassiliou sagte dem Sender "Bloomberg", Deutschland habe mit der Forderung nach einer Beteiligung der zyprischen Kontoinhaber insbesondere die russischen Oligarchen bestrafen wollen. Die haben große Summen auf zyprischen Banken "geparkt".
Zeitung: Bundesbank versorgt Zypern mit Bargeld
Das Bargeld, mit dem die Notenbank Zyperns am späten Mittwochabend ausgestattet worden ist, stammt offenbar aus dem Bargeldbestand der Bundesbank. Das erfuhr das "Handelsblatt" aus mit dem Vorgang vertrauten Kreisen. Das Bargeld es soll sich um fünf Milliarden Euro handeln sei mit einem Flugzeug der Lufthansa von Frankfurt nach Zypern geflogen worden. Die Europäische Zentralbank (EZB) selbst hat keinen eigenen Bargeldbestand. Sie hat den Transport des Bargelds von der Bundesbank zu der zyprischen Notenbank koordiniert. Die genaue Summe hat die EZB auf Anfrage nicht bestätigt. Die "Größenordnung" sei aber korrekt, sagte ein Sprecher. Solange das Bargeld im Besitz einer Zentralbank ist, wird es nicht als Geld gebucht. Die Kosten werden intern im Euro-System verrechnet. Sobald die Banknoten eine Zentralbank verlassen und in den Besitz einer Geschäftsbank übergehen, werden sie auf der Passivseite der Bilanz der Zentralbank verbucht, und gleichzeitig das Konto der Geschäftsbank mit dem gleichen Betrag belastet. Zeitungsberichten zufolge war das bereitgestellte Bargeld nach der Landung in einem schwerbewachten Lkw-Konvoi vom Flughafen zur Zentralbank in Nikosia gefahren worden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur