Melnyk erwartet von Merz baldige Taurus-Freigabe
Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, erwartet von einem künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz die baldige Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an sein Land.
"Letztendlich geht es auch um die Glaubwürdigkeit", sagte Melnyk dem
"Spiegel". "Mit einer schnellen Entscheidung für die Taurus-Lieferung
kann Friedrich Merz das in der Scholz-Ära verloren gegangene Vertrauen
in Deutschland zurückgewinnen. Er würde sich Anerkennung als zentraler
Akteur in diesem geopolitischen Machtspiel sichern und den Respekt von
Trump und Putin erwerben." Es wäre ein Fiasko, sollte der neue Kanzler
"stattdessen den unglücklichen Zickzack-Kurs seines Vorgängers
fortsetzen", so Melnyk weiter.
Melnyk begrüßte die jüngste
Zusammenkunft von US-Präsident Donald Trump und des ukrainischen
Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Rande der Trauerfeierlichkeiten für
den verstorbenen Papst in Rom. "Wir sind erleichtert, dass ein
vertraulicher Dialog der beiden Staatschefs wiederhergestellt wurde.
Präsident Trump hat aufmerksam zugehört und wichtige Schlüsse gezogen.
Hoffentlich bekommt Putin jetzt mehr Peitsche als Zuckerbrot, um diesen
Krieg zu stoppen", sagte Melnyk.
Sein Land werde "nie im Leben"
den völkerrechtswidrigen De-facto-Zustand der Okkupation von
ukrainischen Gebieten durch Russland anerkennen. "Ich fürchte, wir
stehen erst am Anfang eines langen Verhandlungsweges. Wir sind dazu
verdammt, ein diplomatisches Meisterwerk zu schaffen", fügte er hinzu.
Melnyk
war von 2015 bis 2022 Botschafter in Deutschland. Seit Sommer 2023 ist
er ukrainischer Botschafter in Brasilien, wechselt aber demnächst mit
seiner Familie als Uno-Botschafter seines Landes nach New York. "Am 27.
Mai werden wir in den USA ein neues Kapitel unseres Lebens eröffnen. Auf
diese Herausforderung in der diplomatischen Hauptstadt der Welt freuen
wir uns sehr", sagte er.
Melnyk, der in seiner Zeit in Berlin
wegen seiner deutlichen Kritik an den aus seiner Sicht zu zögerlichen
Waffenlieferungen Deutschlands aneckte, will seinen Stil auch an der Uno
nicht ändern. "Ich stehe für offensive Diplomatie und klare Kante.
Meine Landsleute können darauf vertrauen, dass die Stimme der Ukraine
auch in den Vereinten Nationen unüberhörbar wird", sagte er.
Quelle: dts Nachrichtenagentur