Willkürliche Verhaftung dreier Mönche und Entlassung des Zuchtmeisters des Klosters Kardze
Archivmeldung vom 15.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLaut einer von der IGFM bestätigten Meldung wurden drei Mönche des Buddhistischen Instituts von Larung Gar im Bezirk Serthar (chin. Seda), Tibetisch-Autonome Präfektur (TAP) Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan, am 8. Juli in Chengdu aus nicht bekanntem Grunde festgenommen.
Die drei Mönche, der 44jährige Taphun (oder Tashi Phuntsok), der
37jährige Ngachung sowie Gudrak, dessen Alter unbekannt ist, studierten
schon seit geraumer Zeit am Institut für Buddhistische Studien von
Larung Gar. Außerdem machten sie sich in vielfältiger Weise für das
Institut nützlich. Taphun, der bereits im Jahre 2003 zusammen mit zwei
anderen Mönchen inhaftiert gewesen war, und Ngachung sind Brüder. Sie
sind Neffen des verstorbenen Khenpo Jigme Phuntsok, des Gründers des
Buddhistischen Institutes Serthar. Auch Gudrak ist entfernt verwandt
mit dem Khenpo durch dessen Nichte, Jetsun-ma Mumey Yeshi Tsomo, die
seine Stiefschwester ist.
Ngachung und Gudrak trugen die Verantwortung für die Gemeinschaftsküche im Institut. Sie waren mit dem neu erworbenen Lastwagen des Instituts, dessen Fahrer Taphun war, nach Chengdu gekommen, um Lebensmittel einzukaufen. Am Abend des 8. Juli wurden Taphun und Ngachung von uniformierten Beamten des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) festgenommen, während sie gerade in einem Restaurant zu Abend aßen. Gudrak wurde wenig später im Hotel festgenommen, wo die drei Mönche wohnten. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.
Die Behörden des Bezirkes Kardze (chin. Ganzi) haben einen höherrangigen Mönch seines Amtes als Zuchtmeister des Klosters Kardze enthoben, vermutlich nur deshalb, weil er Spenden gesammelt und Gebetszeremonien organisiert hatte, bei denen die Mönche für die vielen Hunderte von Tibetern gebetet haben, die bei der gewaltsamen Niederschlagung der Demonstrationen, die sich über das ganze Land verbreitet hatten, ums Leben gekommen waren, sowie für die Tausende, die verletzt oder inhaftiert wurden. Er hatte sich geweigert, die chinesische Flagge auf dem Kloster hissen zu lassen und war der Forderung der chinesischen Behörden nach der Diffamierung Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nicht nachgekommen. Als die Mönche der Reihe nach ihre Unterschrift unter ein solches Dokument setzen sollten, erklärte er freimütig, es gäbe niemanden im Kloster, der Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama nicht die Treue halten würde. Er warnte die Behörden, daß ihre Aktion nur noch mehr Unruhe schaffen und die Tibeter in Kardze revoltieren würden bis auf den letzten Mann, falls die chinesische Flagge gewaltsam auf dem Kloster aufgezogen und von den Mönchen verlangt würde, den Dalai Lama zu beschimpfen. Diese kühnen Worte kosteten ihn schließlich seinen Posten als Zuchtmeister. Selbst die allgemeine Mönchsgemeinschaft des Klosters hatte keine Ahnung von seiner Ausschließung aus dem Kloster, bis eines Tages ein neuer Zuchtmeister erschien und sein Amt antrat.
Angesichts der kritischen Situation in Tibet appelliert die IGFM an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:
1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;
2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;
3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;
4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;
5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;
6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen..
Quelle: IGFM München