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Bericht: Russisches Desinformationsnetzwerk aufgedeckt

Archivmeldung vom 08.12.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
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Bild: Tony Hegewald / pixelio.de

Mehrere Internetseiten, die den Eindruck europäischer News-Portale erwecken, sind offenbar Teil eines russischen Desinformationsnetzwerks. Das berichten die "Welt" und netzpolitik.org unter Berufung auf eine gemeinsame Recherche.

Ausgehend von einer Falschinformation auf einem deutschsprachigen Portal mit Namen "Abendlich Hamburg" konnten demnach ähnliche News-Portale mit vermeintlichem Sitz in Großbritannien, Frankreich, Spanien und der Republik Moldau ermittelt werden. Der angebliche Redaktionsstandort diene dem Versuch, die falschen Nachrichten zu legitimieren, und solle verschleiern, dass über die Portale tatsächlich russische Propaganda verbreitet werde, hieß es.

Auf entsprechenden Seiten finde man zum Beispiel Artikel zur Diskreditierung der russischen Opposition oder pro-westlicher europäischer Politiker. Manche der Beiträge seien mittlerweile ins Russische übersetzt und anschließend durch zahlreiche russische Medien aufgegriffen worden. Nach gleichem Schema sei Ende November ein abwertender Artikel über den russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny über das deutschsprachige Portal "Abendlich Hamburg" verbreitet worden, schreiben die beiden Medien weiter. Solche Propagandaartikel seien eingestreut zwischen tatsächlichen seriösen Meldungen, die jedoch von verschiedenen Nachrichtenseiten kopiert worden seien, unter anderem vom "Guardian" oder "Euronews".

Den Recherchen zufolge weist das aufgedeckte Desinformationsnetzwerk Verbindungen zu einem pro-russischen Portal mit Sitz auf der Krim auf. Das mehrsprachige Portal, welches seit der Maidan-Revolution in der Ukraine im Jahr 2014 existiert, steht Medienberichten zufolge in Verbindung zum russischen Geheimdienst. Laut dem FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle zeigt "Abendlich Hamburg" nun "mustergültig, wie gezielte Desinformation funktioniert". Dabei sei dieser Fall noch relativ leicht zu durchschauen. "Die Tatsache, dass vergleichbare Portale in anderen Staaten und auf anderen Sprachen erkennbar sind, verdeutlicht, wie groß das Problem ist", sagte der Bundestagsabgeordnete der "Welt" und netzpolitik.org.

Man müsse angesichts dieser Erkenntnisse von einer Doppelstrategie durch autoritär regierte Staaten ausgehen: Einerseits werde mittels Desinformationskampagnen eine gezielte Einflussnahme auf die Willensbildung in demokratischen Staaten unternommen. Andererseits versuchten die betroffenen Staaten die offene Medienlandschaft hierzulande zu nutzen, um Oppositionelle in ihren Staaten zu beeinträchtigen. Der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken teilte mit Blick auf die Rechercheergebnisse mit: "Gezielte Desinformationskampagnen wie diese sind oft Teil hybrider Operationen aus Drittstaaten." Durch die Verbreitung von Falschinformationen werde gezielt versucht, Einfluss auf den öffentlichen Diskurs in Europa zu nehmen, um daraus Kapital zu schlagen.

"Viele Falschmeldungen im Zusammenhang mit Covid-19 sind beispielsweise auf Kampagnen aus Russland und China zurückzuführen", so Wölken. Das zu erkennen, sei ein wichtiger erster Schritt: "Das ist wie in der Geschichte vom Zauberer von Oz, in der sich herausstellt, dass der mächtige, imponierende Zauberer nur ein älterer Mann ist, der hinter einem Vorhang versteckt eine Maschine bedient."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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