Südafrikanischer Professor Salim Vally: 40 Jahre nach Soweto zählt nicht mehr die Rasse, sondern die Klasse
Archivmeldung vom 16.06.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt40 Jahre nach dem Aufstand von Soweto verzeichnet Südafrika wieder Bildungsunruhen. "Es ist wichtig, sich die Ursachen dieser Proteste anzusehen, ob 1976 oder heute. Afrikaans war damals ein Katalysator für den Aufstand von Soweto, aber es gab bereits eine Atmosphäre der Revolte", sagte der südafrikanische Professor Salim Vally der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland".
"Es war die Zeit der Freiheitskämpfe in Namibia, in Angola, in Mosambik oder in Simbabwe. Hinzu kam die Situation in den südafrikanischen Townships, die Überbevölkerung, die großen Klassenstärken in den Schulen, ein autoritäres Unterdrückungssystem mit Prügelstrafe - als dann Afrikaans als Unterrichtssprache eingeführt werden sollte, hat das natürlich die Frustration und die Wut gesteigert", schildert der Professor im Fachbereich Bildung an der Universität Johannesburg die damaligen Umstände.
Für die Proteste der heutigen Studentengeneration hat er Verständnis: "Heute, 22 Jahre nach den ersten Wahlen, haben sich die Versprechungen von einem besseren Leben für alle, von Arbeitsplätzen und guter Bildung, nicht erfüllt. Der Kontext ist ein anderer, die Probleme sind andere, aber der Grad der Entfremdung, der Frustration und der Wut ist sehr ähnlich." Vally erkennt neben Fortschritten beim Bildungszugang für Schwarze große Defizite. "Wenn du Teil der schwarzen Arbeiterklasse bist, oder übrigens auch Teil der weißen Arbeiterklasse, dann gehen deine Kinder auf eine öffentliche Schule, die keine ausreichenden Ressourcen hat. Was sich geändert hat, ist, dass nicht mehr die Rasse zählt, sondern die Klasse. Das ist die Veränderung."
Quelle: neues deutschland (ots)