Israelischer Geheimdienst soll russische Zuwanderer aus Deutschland abwerben
Archivmeldung vom 26.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Tagesspiegel berichtet, dass Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes "Nativ" in Deutschland russischstämmige jüdische Zuwanderer abwerben sollen. "In den nächsten Wochen" sollen zwei Emissäre mit diesem Auftrag in Berlin ankommen, bestätigte die israelische Botschaft dem Tagesspiegel am Sonntag.
Das israelische Kabinett erteilte Nativ den Auftrag, um "der gefährlichen Assimilation ehemaliger sowjetischer Juden in Deutschland" und der wachsenden Entfremdung russischsprachiger Juden von Israel und vom Judentum entgegenzutreten. Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist von dem Vorhaben empört, die Bundesregierung irritiert. Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, sagte dem Tagesspiegel am Sonntag, auch in Deutschland gehöre die Bindung zu Israel und die Vermittlung von jüdischen Werten zum Fundament jüdischer Existenz. "Wenn man den Kabinettsbeschluss liest, hat man den Eindruck, die deutschen Juden müssten evakuiert werden", kritisiert er, "das ist ein fatales Signal". Kramer fürchtet auch, dass die Aktivitäten von Nativ den ohnehin fragilen Zusammenhalt der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland gefährden könnten. In einem Brief an Israels Premierminister Ehud Olmert schreiben der Zentralrat der Juden und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, die Nativ-Pläne seien ein "Zeichen des Misstrauens, das uns persönlich beleidigt". "Israel bildet sich ein, die Führung des Weltjudentums übernehmen zu können. Dagegen wehren sich die europäischen Gemeinden", kommentiert ein Mitglied einer jüdischen Gemeinde, das nicht genannt werden will, die Pläne gegenüber dem Tagesspiegel am Sonntag. Die Nativ-Pläne kamen auch beim Besuch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) kürzlich in Israel zur Sprache. "Ob jemand in Deutschland oder Israel leben will, ist eine Entscheidung, die nur jeder selbst treffen kann", sagte Steinmeier dazu der israelischen Zeitung "Haaretz". Hohe Beamte der Bundesregierung zeigten sich irritiert, dass Deutschland über die Pläne nicht offiziell informiert wurde. Von einem Land, zu dem man so freundliche Beziehungen pflege, habe man "ein anderes Benehmen" erwartet. Rechtlich zu verhindern sei die Aktion aber nicht.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel