BGA-Präsident Börner bringt Euro-Austritt Italiens ins Spiel
Archivmeldung vom 04.03.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, hat einen Austritt Italiens aus der Eurozone ins Spiel gebracht. "Die Nordeuropäer sollten sich hinter verschlossenen Türen Gedanken über Abwicklungsszenarien machen. Andernfalls können uns die Italiener mit der Drohung ihres Euro-Ausstiegs erpressen", sagte Börner dem Nachrichtenmagazin "Focus".
60 Prozent der Italiener seien gegen den Euro mit seinen geltenden Regeln, sagte Börner. "Wir müssen die italienischen Wähler ernst nehmen und ihnen erklären, dass es zur Globalisierung keine Alternative gibt", so der ausgewiesene Italien-Kenner mit persönlichen Kontakten zur dortigen Wirtschaftselite.
Dennoch bräuchten Länder wie Deutschland einen "Plan B" für einen möglichen Zerfall der Eurozone. Es sei nicht vorstellbar, dass Deutschland Geld nach Italien überweise: "Die Italiener sind vermögender als die Deutschen." Es dürfe kein Tabu sein, wenn beide Länder bei der Währung wieder getrennte Wege gingen, so der Verbands-Chef: "Politiker können vielleicht vorübergehend vor der Realität die Augen verschließen. Unternehmer dürfen das nicht tun."
Der frühere italienische Industrieminister Paolo Savona sprach sich unterdessen für einen Euro-Ausstieg seines Landes aus. Der Ökonom, der in den 1990er-Jahren unter den Ministerpräsidenten Carlo Azeglio Ciampi und Romano Prodi an Italiens Vorbereitung für die Eurozone mitgewirkt hat, sagte dem Nachrichtenmagazin: "Wenn sich die Europapolitik nicht ändert, haben wir zwei Möglichkeiten. 20 Prozent Arbeitslosigkeit mit dem Euro - oder 20 Prozent Inflation ohne Euro, mit der Chance, uns zu erholen. Ich bevorzuge die zweite Variante."
Noch verhindere die Angst vor dem Sprung ins kalte Wasser diesen Schritt, so Savona. "Ein seriöses Land muss einen solchen Plan B haben. Wenn man ihn nicht hat, ist man bei Verhandlungen schwächer."
Brüderle geht von Fortsetzung des Reformkurses in Italien aus
FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle geht auch nach den Parlamentswahlen in Italien von einer Fortsetzung der Reformbemühungen in dem Land aus. "Ich setze darauf, dass Italien, die drittstärkste Wirtschaftskraft im Euroraum, den bisherigen Reformkurs beibehält", sagte Brüderle im Gespräch mit der Zeitschrift "Superillu".
Das Euro-Krisenland müsse nun seine Handlungsfähigkeit beweisen. "Es wird mit dem Wahlergebnis sicherlich nicht einfach, eine stabile Regierung zu bilden. Aber hier sind alle Beteiligten gefragt", sagte der designierte FDP-Spitzenkandidat zur Bundestagswahl.
Brüderle schloss zudem ein erneutes Aufflammen der Euro-Krise nicht aus. "Meine größte Sorge gilt aber derzeit Frankreich. Denn die Defizit- und Wachstumsprognosen für dieses Land sind alles andere als gut - der Abwärtstrend ist unübersehbar, seit eine sozialistische Regierung im Amt ist. Und da Frankreich in Europa unser wirtschaftlich und strategisch engster Partner ist, sollten wir das Bündnis Deutschland - Frankreich stärken."
Quelle: dts Nachrichtenagentur