Rationierung bei russischer Gas-Lieferblockade wohl unumgänglich
Archivmeldung vom 18.07.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.07.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićFührende europäische Energieexperten halten Erdgas-Rationierungen im kommenden Winter für unumgänglich, sollte Russland seine Lieferungen in den Westen stoppen. "Ein kompletter Ausfall Russlands kann nur gedeckt werden, indem die Europäer ihren Verbrauch verringern", sagte Ben McWilliams, Forscher des Brüsseler Thinktanks Bruegel, dem "Spiegel".
Andreas Schröder, Leiter der Energiemarktanalyse beim Londoner Analysehaus ICIS sagte demselben Magazin: "Wenn gar kein russisches Gas mehr kommt, muss die Nachfrage rationiert werden."
Laut einer Modellrechnung von Bruegel müssten die EU-Staaten im Falle einer totalen russischen Lieferblockade ihre Nachfrage um durchschnittlich 15 Prozent gegenüber den vergangenen Jahren senken - um zu verhindern, dass die Speicher leer laufen. Deutschland müsste sogar 29 Prozent einsparen; sollten die beiden LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel rechtzeitig starten, wären es laut McWilliams immer noch mehr als 20 Prozent. Allerdings sehen die Experten noch erhebliches Einsparpotenzial: etwa bei Gaskraftwerken, in der Industrie und auch bei privaten Haushalten. Schon eine um zwei Grad niedrigere durchschnittliche Raumtemperatur könnte den gesamten Gasverbrauch der EU um fünf Prozent senken.
Quelle: dts Nachrichtenagentur