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Ischinger nennt Abzugsdatum für Afghanistan "Desaster"

Archivmeldung vom 19.05.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.05.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Wache auf Posten. Bild: Bundeswehr/Stollberg
Wache auf Posten. Bild: Bundeswehr/Stollberg

Botschafter Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, warnt angesichts des tödlichen Anschlags in Kabul dringend davor, für den Afghanistan-Einsatz ein konkretes Abzugsdatum zu nennen: "Das wäre ein Rezept für ein Desaster", betonte er gegenüber dem "Weser-Kurier".

Verhandlungsangebote an die Taliban seien richtig, "aber ein Abzugsdatum teilt dem Gegner ja mit, dass er gar nicht zu verhandeln braucht, sondern bloß eine Weile abwarten muss". Ischinger fordert durchaus, die militärische Präsenz der NATO in Afghanistan  "so rasch wie möglich" zu verringern - "aber bitte kein Exit ohne Strategie".

Ein guter Ansatz sei die neue ISAF-Strategie des "Partnering", also die verstärkte Zusammenarbeit mit den afghanischen Sicherheitskräften, die auch Operationen unter deren Führung beinhaltet: "Das ist eine zwangsläufige Maßnahme, wenn es unser Ziel ist, das Land in die Verantwortung der afghanischen Regierung zurückzugeben", erklärte Ischinger in dem Interview. Die Alliierten hätten "viel zu spät erkannt, dass die Vermeidung von zivilen Opfern eines der obersten Ziele sein muss", kritisiert der frühere deutsche Botschafter in Washington und London, "aber jetzt sind wir auf dem richtigen Weg".

Grundsätzlich aber sei Afghanistan "ein Symbol dafür, dass wir in Zukunft vielleicht noch zurückhaltender sein sollten, uns in solche Einsätze hinein zu wagen". Als Hauptziel in Afghanistan nennt Ischinger, eine erneute Machtübernahme durch die Taliban zu verhindern, da dies auch Pakistan destabilisieren würde. "Ganz schlecht" sei es aber, "wenn sich Demokratien ein solches Ziel vornehmen und es dann aufgrund parlamentarischer oder sonstiger Entscheidungen nicht durchhalten". 

Quelle: Weser-Kurier

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